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alter Zeit. Der Landgraf Friedrich von Hessen war 1884 gestorben,
sein Nachfolger fand 1888 sein tragisches Ende. Vom jungen Land—
grafen Alexander wurden dann die Offiziere des II. und IV. Ba—
taillons in gleicher Weise ausgezeichnet wie ehedem von dem Land—
grafen Friedrich. Als späterhin der jüngere Bruder des Landgrafen,
Prinz Friedrich Karl von Hessen, mit seiner Gemahlin, der Prinzessin
Margarethe von Preußen, im Schloß Rumpenheim Wohnung ge—
nommen hatte, ergingen auch von dorther Einladungen an Offiziere
des Regiments.
Im April erreichte uns die Trauerkunde von dem in Funchal
auf Madeira erfolgten Tode des Lieutenants d. Res. Pichier, der
dort vergeblich Heilung von schwerem Lungenleiden gesucht hatte.
Unter den in diesem Jahre aus dem Regiment scheidenden
Offizieren befanden sich drei, welche dem Regiment seit der Neu—
formation — also 21 Jahre lang — angehört hatten. Zunächst
im Februar der Major Henke, bewährter Regimentsadjutant während
des ganzen Feldzuges und dann langjähriger Chef der 1. und
12. Kompagnie; im März der Chef der 8. Kompagnie, Hauptmann
v. Bonin, und endlich im Juni Hauptmann Rudolf v. Trott, Chef
der 2. Kompagnie. Der Letztere hatte als Junggeselle einen Mittel—
punkt des kameradschaftlichen Lebens gebildet. Ein Schatten fiel
auf die Tafelrunde im Offizierkasino, seitdem nicht mehr nach
beendetem Mahle seine Zither zum fröhlichen Gesang der Schnada—
hüpfeln erklang. Auch den alten Trinkspruch: „Salus Picco-—
lomini!“ mit der Erwiderung: „Tibi Gallas!“ hörte man fortan
weit seltener erschallen. Dieser, noch heute im Regiment übliche
Trinkspruch soll dem 30jährigen Kriege entstammen: Ein Trottscher
Vorfahre stand vor Piccolominis Zelt auf Posten, als der General
Clam Gallas zu wichtiger Besprechung ins Zelt des Feldherrn ent—
boten wurde. Gespannt horchte der alte Trott, um etwas von den
hochwichtigen Verhandlungen zu erlauschen. Aber so sehr er sich
auch anstrengte, er hörte nur in kurzen Zwischenräumen die Worte:
„Salus Piccolomini“ und „Tibi Gallas“, worauf die Becher stets
von Neuem gefüllt wurden.
Die 2. Kompagnie verlor zugleich auch ihren Feldwebel Blanken—
burg, den ältesten Soldaten des Regiments, nach 36jähriger Dienst—
zeit, einschließlich dreier Kriegsjahre. Das Unteroffizierkorps verlor
in ihm einen treuen Berather und ein vortreffliches Beispiel uner—
müdlicher Pflichttrene. Daß er seine Kräfte im Dienst verbraucht hatte,