Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

Auf Negroponte befanden sich an 6000 Türken, darunter 4500 
Janitscharen unter dem Bey Ibrahim und dem Stadtkommandanten 
Mustapha Pascha. Die Festung selbst, sehr günstig gelegen, war 
während der Ruhezeit, die ihr Morosini gelassen, stark vertheidigungs— 
ähig gemacht und an der Annäherungsseite mit vielen Minen um— 
geben. Auch die auf dem gegenüberliegenden Festlande gelegene 
Vorstadt Karababa hatte eine starke Verschanzung erhalten und wurde 
hald als der Schlüssel zu der Festung selbst erkannt, weil diese von 
hier aus durch den nur sechs Meilen von Karababa entfernt stehenden 
Seraskier leicht verproviantirt werden konnte. Vergebens aber er— 
hoben Königsmarck u. A. ihre Stimme, um diese Meinung zur 
Geltung zu bringen, der Neid ließ an ihrer Warnung vorübergehen, 
Morosini hörte nicht darauf. So blieb sogar der Zugang nach 
Theben offen, und die Umschließung der Festung beschränkte sich auf 
die Insel, die von Karababa auf die Seeseite. Und doch waren die 
Festung und das Städtchen Karababa durch eine steinerne, mit einem 
Durchlaßaufzuge für Schiffe versehene Brücke untereinander verbunden, 
ie Besatzung also in ihrer Verbindung nach dem Festlande von nun 
an ganz unbeschränkt. 
Die Festung selbst, der also der Angriff galt, hatte an sich 
aur ältere Vertheidigungswerke mit Basteien und Thürmen, einem 
100 Fuß breiten und 20 Fuß tiefen unter Wasser gesetzten Graben 
ind davor ein ausgedehntes Minengeäst. Sie hätte nicht viel 
Widerstand leisten können, wenn nicht eine Verschanzung mit starkem 
Profil und Pfahlwerk sie von Meer zu Meer, !Meile lang, in 
der Entfernung von mehreren hundert Metern umgeben hätte. Die⸗ 
selbe zählte an den Endpunkten und an den beiden nach dem Innern 
der Insel gerichteten ausspringenden Winkelpunkten je ein starkes, selb— 
tändiges Bollwerk, von denen das am rechten Flügel auf steilem 
Hügel gelegene Werk, Mulskat, den Hafen, das am linken Flügel 
gelegene, der Marabut, die ganze vorliegende Ebene beherrschte. Wie 
das auf steilem Felshügel 200 bis 300 m von der Steinbrücke ge— 
legene Karababa, so waren auch die Bollwerke dieser Verschanzungs— 
linie mit schwerstem Geschütz armirt. 
Am 13. Juli erfolgte die Landung der Vorhut auf der Insel, 
schon beunruhigt durch die Truppen des Seraskiers. Am 16. Juli 
andete das Gros, und es kam zu einem recht heftigen Vorhutgefecht, 
in dem auch die Hessen sich betheiligten. Während weiterer Schar— 
mützel langte am 24. Juli endlich der Rest der Belagerungstruppen 
Belagerung von 
Negroponte, 
1688.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.