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Geschäfte des Garnisonkommandos zu führen, ein Nebenamt, welches
im Hinblick auf die vielen in Wiesbaden beurlaubten und zur Kur
befindlichen aktiven sowie die zahlreichen hier wohnenden inaktiven
Offiziere reichliche Arbeit verschaffte. Eine Genugthuung war es
in dieser, namentlich für das Regimentsdienstzimmer recht schwierigen
Periode, daß das Räderwerk ohne irgend eine Störung doch immer
weiter arbeitete.
Aber auch das Offizierkorps als Ganzes empfand die Neu—
formationen als Prüfstein für die Festigkeit seines Gefüges. Einen
Zuwachs von nicht weniger als 22 Offizieren, worunter der Re—
gimentskommandeur, erhielt das Regiment! Das Offizierkorps hat
die Prüfung bestanden, sein Charakter blieb unverändert, und schnell
fanden sich die neuen Kameraden in die neuen Verhältnisse. Wie
bei der ersten Formation des Regiments eine Rhein-Fahrt nach Lorch
das Eis der Zurückhaltung gebrochen hatte, so öffnete auch jetzt
wieder der alte Vater Rhein die Herzen. Und bei unserer in höchst
animirter Stimmung erfolgenden Rückkehr von der Rhein⸗Fahrt nach
dem Rochusberg bei Bingen waren alte und neue 8Oer schon ein
Herz und eine Seele. Für den mit Leib und Seele dem Regiment
anhangenden Offizier aber war es eine frohe Genugthuung, als der
neue Regimentskommandeur an demselben Abend sagte: „Mit einem
solchen Offizierkorps kann man Alles machen!“
Wiewohl die Stadt Marburg die Wiederkehr ihrer geliebten
Jäger mit Jubel begrüßte, fiel dem II. Bataillon doch die Trennung
von dort schon recht schwer. Dem gegenüber stand die Freude über
den näheren Anschluß an die anderen Bataillone. Von der Stadt
Marburg wurden dem Offizierkorps zwei große Bilder, die des Kaisers
und des Kronprinzen, als Abschiedsgeschenk überreicht.
Das II. Bataillon kam zunächst nach Mainz und in die Rhein⸗
thor-⸗Baracken, während das neue IV. Bataillon — unter seinem ersten
Kommandeur, nunmehrigen Major v. Winning, — im Fort Biehler bei
Kastel untergebracht wurde. Begreiflicherweise war dieses viertel—
jährige Provisorium in Bezug auf alle dienstlichen Verhältnisse —
namentlich für das neuformirte Bataillon — recht unerfreulich.
Erleichtert athmeten daher beide Bataillone auf, als sie Anfang
Juni Mainz verlassen und wieder in dem altbekannten Hanau ein—
ziehen konnten, wo ihnen ein sehr freundlicher Empfang bereitet wurde.
Die Stadt Hanau hatte sich seit dem Jahre 1882 vergrößert,
ein Landgericht war eingezogen, der Verkehr wurde lebhafter als in