Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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Geschäfte des Garnisonkommandos zu führen, ein Nebenamt, welches 
im Hinblick auf die vielen in Wiesbaden beurlaubten und zur Kur 
befindlichen aktiven sowie die zahlreichen hier wohnenden inaktiven 
Offiziere reichliche Arbeit verschaffte. Eine Genugthuung war es 
in dieser, namentlich für das Regimentsdienstzimmer recht schwierigen 
Periode, daß das Räderwerk ohne irgend eine Störung doch immer 
weiter arbeitete. 
Aber auch das Offizierkorps als Ganzes empfand die Neu— 
formationen als Prüfstein für die Festigkeit seines Gefüges. Einen 
Zuwachs von nicht weniger als 22 Offizieren, worunter der Re— 
gimentskommandeur, erhielt das Regiment! Das Offizierkorps hat 
die Prüfung bestanden, sein Charakter blieb unverändert, und schnell 
fanden sich die neuen Kameraden in die neuen Verhältnisse. Wie 
bei der ersten Formation des Regiments eine Rhein-Fahrt nach Lorch 
das Eis der Zurückhaltung gebrochen hatte, so öffnete auch jetzt 
wieder der alte Vater Rhein die Herzen. Und bei unserer in höchst 
animirter Stimmung erfolgenden Rückkehr von der Rhein⸗Fahrt nach 
dem Rochusberg bei Bingen waren alte und neue 8Oer schon ein 
Herz und eine Seele. Für den mit Leib und Seele dem Regiment 
anhangenden Offizier aber war es eine frohe Genugthuung, als der 
neue Regimentskommandeur an demselben Abend sagte: „Mit einem 
solchen Offizierkorps kann man Alles machen!“ 
Wiewohl die Stadt Marburg die Wiederkehr ihrer geliebten 
Jäger mit Jubel begrüßte, fiel dem II. Bataillon doch die Trennung 
von dort schon recht schwer. Dem gegenüber stand die Freude über 
den näheren Anschluß an die anderen Bataillone. Von der Stadt 
Marburg wurden dem Offizierkorps zwei große Bilder, die des Kaisers 
und des Kronprinzen, als Abschiedsgeschenk überreicht. 
Das II. Bataillon kam zunächst nach Mainz und in die Rhein⸗ 
thor-⸗Baracken, während das neue IV. Bataillon — unter seinem ersten 
Kommandeur, nunmehrigen Major v. Winning, — im Fort Biehler bei 
Kastel untergebracht wurde. Begreiflicherweise war dieses viertel— 
jährige Provisorium in Bezug auf alle dienstlichen Verhältnisse — 
namentlich für das neuformirte Bataillon — recht unerfreulich. 
Erleichtert athmeten daher beide Bataillone auf, als sie Anfang 
Juni Mainz verlassen und wieder in dem altbekannten Hanau ein— 
ziehen konnten, wo ihnen ein sehr freundlicher Empfang bereitet wurde. 
Die Stadt Hanau hatte sich seit dem Jahre 1882 vergrößert, 
ein Landgericht war eingezogen, der Verkehr wurde lebhafter als in
	        
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