Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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Vorbeimarsch. Noch größer war unsere Freude, als der Kronprinz 
am 11. Mai zu unserer Bataillonsbesichtigung erschien. Wir sahen 
hn hier zum letzten Mal zu Pferde. 
Nachdem die Kronprinzlichen Adjutanten, Major v. Kessel und 
Rittmeister Freiherr v. Vietinghoff, einen Abend im Homburger 
Kasino bis zu später Stunde in fröhlichster Stimmung zugebracht, 
erschien beim nächsten derartigen Kasino-Abend am 15. Mai ganz 
merwartet und unangemeldet der Kronprinz selbst. So püntktlich 
war der hohe Herr erschienen, daß erst ein kleiner Theil der Gäste 
zur Stelle war. Das Mienenspiel der später Eintretenden, wenn 
sie den hohen Gast plötzlich erkannten, erheiterte den Kronprinzen 
sehr. Er selbst nahm an einem Tische Platz und verlangte, daß sich 
die Anwesenden in zwangloser Weise um ihn gruppirten. Es wurde 
schnell kalte Küche herangeschafft und der hohe Gast durch zwei 
Lieutenants bedient. Der Kronprinz unterhielt sich in lebhaftester 
und zwanglosester Weise mit allen Anwesenden. Nach dem Essen 
wurde ebenso wie vor sechs Jahren in Wiesbaden die historische 
furze Pfeife hereingebracht, und mehr als zwei Stunden blieb so 
der Kronprinz in unserem Kreise. Ein unvergeßlicher Abend! Zum 
Andenken wurde alsbald ein Fremdenbuch angelegt, und hatte Seine 
Kaiserliche Hoheit die Gnade, dasselbe durch Eintrag seines Nameus 
einzuweihen. Am 20. Mai reisten die hohen Herrschaften wieder ab. 
Regiments- und Brigade-Exerziren fand zwischen Gießen und 
Wetzlar bei Groß Rechtenbach statt; die Manöver zwischen Wetzlar, 
Gießen und Friedberg endigten mit einem Korpsmanöver der 21. 
gegen die 25. Division. 
Ein treu bewährter Beamter, der Regimentszahlmeister Schwartze, 
welcher seit 19 Jahren diese Stellung bekleidet hatte, schied im No— 
oember aus und erhielt im Februar 1887 den Charakter als Rech— 
nungsrath. Er verblieb in Wiesbaden, wo er im Jahre 1900 
starb. Es schieden ferner aus nach 17 jähriger Regimentsangehörig— 
keit der Hauptmann Franz v. Diringshofen und nach 18iähriger 
Zugehörigkeit der Hauptmann Clemens v. Ende. 
Der Divisionskommandeur, Generallieutenant v. Boehn, wurde 
m November zum kommandirenden General des VI. Armeekorps 
ernannt. An seine Stelle trat der bisherige Kommandeur der 
14. Division, Generallieutenant Frhr. v. Gemmingen. 
Im Dezember wurde der katholische Stadtpfarrer und päpst⸗ 
liche Hausprälat — spätere Bischof — Weyland durch ministerielle
	        
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