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Der 20. September war der Tag der festlichen Empfänge.
Das Regiment hatte die Ehren-Kompagnie für den Kaiser zu stellen.
Hierzu wurde die 1. Kompagnie, Hauptmann Niemeyer, bestimmt,
während Hauptmann v. Kracht die zusammengesetzte Wach-Kompagnie
in Homburg kommandirte und Major v. Saldern-Ahlimb die
Geschäfte des Kommandanten zu übernehmen hatte.
Am Abend des 20. fand im Schloßhof der große Zapfenstreich,
am 21. die große Parade des Armeekorps bei Nieder-Erlenbach
statt. Seine Majestät führte das Korps zu Pferde den Fürst—
lichkeiten vor. Die zu Herzen gehende, ritterliche Erscheinung wird
den Augenzeugen lebenslang noch vorschweben. Bei der Parade
wurde König Alfons von Spanien zum Chef des 15. Ulanen-Regiments
ernannt. Die schmucke Uniform kleidete den König vortrefflich, und
seine Freude über die Auszeichnung war deutlich erkennbar.
Die Manöver dauerten bis zum 26. September und endeten
in der Gegend von Bergen, wo Seine Majestät der langen Kritik
im Regenwetter bis zum Schlusse beiwohnte. Wir sollten den Kaiser—
lichen Herrn so nicht wieder vor uns sehen.
Am letzten Manövertage kehrte das III. Bataillon erst in
späterer Nachmittagsstunde mittelst Fußmarsches nach Homburg zurück.
Die 12. Kompagnie, unter Hauptmann Henke, brachte die Fahne
ins Schloß. Als die Kompagnie in den Schloßhof einrückte, waren
dort gerade alle Fürstlichkeiten in der bekannten Gruppe vom Hof—
photographen Voigt aufgenonunen worden und sahen sich nun den
strammen Vorbeimarsch dieser kleinsten Leute des Regiments mit
großem Interesse an.
Am Tage darauf hatte das Offizierkorps die Ehre, bei der
Abreise des Kaisers und der anderen Fürstlichkeiten auf dem Bahn—
hof erscheinen zu dürfen. Seine Majestät sagte u. A.:! „Nun können
Sie auf Ihren Lorbeeren ruhen, Sie haben aber auch andere!“ Es
war das letzte Wort, das Seine Majestät an unsere Gesammtheit
richtete. Auch der Kronprinz sprach längere Zeit mit den Offizieren
und kam hierbei auf die Strammheit der kleinen Leute der 12. Kom—
pagnie beim Abbringen der Fahne zu sprechen. Er sei vom König
von Spanien und anderen Fürstlichkeiten gefragt worden: „Wie
bringen Sie das nur nach solchen Anstrengungen zu Wege?“ Worauf
er geantwortet habe: „Das machen wir nun mal so, das versteht
sich bei uns ganz von selbst!“ Auch Prinz Friedrich Karl und Andere
richteten sehr gnädige Worte an uns.