Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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Der 20. September war der Tag der festlichen Empfänge. 
Das Regiment hatte die Ehren-Kompagnie für den Kaiser zu stellen. 
Hierzu wurde die 1. Kompagnie, Hauptmann Niemeyer, bestimmt, 
während Hauptmann v. Kracht die zusammengesetzte Wach-Kompagnie 
in Homburg kommandirte und Major v. Saldern-Ahlimb die 
Geschäfte des Kommandanten zu übernehmen hatte. 
Am Abend des 20. fand im Schloßhof der große Zapfenstreich, 
am 21. die große Parade des Armeekorps bei Nieder-Erlenbach 
statt. Seine Majestät führte das Korps zu Pferde den Fürst— 
lichkeiten vor. Die zu Herzen gehende, ritterliche Erscheinung wird 
den Augenzeugen lebenslang noch vorschweben. Bei der Parade 
wurde König Alfons von Spanien zum Chef des 15. Ulanen-Regiments 
ernannt. Die schmucke Uniform kleidete den König vortrefflich, und 
seine Freude über die Auszeichnung war deutlich erkennbar. 
Die Manöver dauerten bis zum 26. September und endeten 
in der Gegend von Bergen, wo Seine Majestät der langen Kritik 
im Regenwetter bis zum Schlusse beiwohnte. Wir sollten den Kaiser— 
lichen Herrn so nicht wieder vor uns sehen. 
Am letzten Manövertage kehrte das III. Bataillon erst in 
späterer Nachmittagsstunde mittelst Fußmarsches nach Homburg zurück. 
Die 12. Kompagnie, unter Hauptmann Henke, brachte die Fahne 
ins Schloß. Als die Kompagnie in den Schloßhof einrückte, waren 
dort gerade alle Fürstlichkeiten in der bekannten Gruppe vom Hof— 
photographen Voigt aufgenonunen worden und sahen sich nun den 
strammen Vorbeimarsch dieser kleinsten Leute des Regiments mit 
großem Interesse an. 
Am Tage darauf hatte das Offizierkorps die Ehre, bei der 
Abreise des Kaisers und der anderen Fürstlichkeiten auf dem Bahn— 
hof erscheinen zu dürfen. Seine Majestät sagte u. A.:! „Nun können 
Sie auf Ihren Lorbeeren ruhen, Sie haben aber auch andere!“ Es 
war das letzte Wort, das Seine Majestät an unsere Gesammtheit 
richtete. Auch der Kronprinz sprach längere Zeit mit den Offizieren 
und kam hierbei auf die Strammheit der kleinen Leute der 12. Kom— 
pagnie beim Abbringen der Fahne zu sprechen. Er sei vom König 
von Spanien und anderen Fürstlichkeiten gefragt worden: „Wie 
bringen Sie das nur nach solchen Anstrengungen zu Wege?“ Worauf 
er geantwortet habe: „Das machen wir nun mal so, das versteht 
sich bei uns ganz von selbst!“ Auch Prinz Friedrich Karl und Andere 
richteten sehr gnädige Worte an uns.
	        
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