Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

572 — 
Der kleine Dienst bis einschließlich Kompagnie-Exerziren wurde 
auf dem vor der Kaserne gelegenen „Kämpfrasen“ abgehalten. Die 
Ueberschwemmungen der Lahn aber setzten diesen Platz in jedem 
Frühjahr unter Wasser, und der Dienst erlitt alljährlich dadurch 
die unliebsamsten Störungen. 
Die im Walde, jenseits der Lahn, gelegenen Schießstände waren, 
als Jägerstände, natürlich zum schönen Aufenthalt umgeschaffen, 
wiewohl begreiflicherweise alle bewegliche Habe von den Jägern 
mitgenommen war. 
Die größeren Exerzitien mußten auf dem auf steiler Bergeshöhe 
gelegenen „Schröcker Gleichen“ abgehalten werden, den man nur durch 
eine einstündige Gebirgspartie erreichen konnte. Auch hier in Mar— 
burg hatte das Bataillon ein ideales, wenn auch beschwerliches 
Felddienstgelände. 
Schon nach einer vierteljährigen Anwesenheit des Bataillons 
verursachte das erwähnte Hochwasser einen beklagenswerthen Unglücks— 
fall. Ein Theil der Schwimmanstalt war durch den reißenden 
Strom der hochangeschwollenen Lahn fortgeschwemmt worden. Der 
Vicefeldwebel Marten der 8. Kompagnie und Füsilier Kencker der 
66. Kompagnie waren, unter Nichtachtung der Gefahr, bemüht, eine 
abgerissene Laufbrücke zu bergen, als ihr Kahn umschlug und Beide 
ihren Tod in den Fluthen fanden. Ehre ihrem Andenken, sie sind 
ihrer Pflichttreue zum Opfer gefallen! 
In Wiesbaden waren am 19. April der Kaiser, am 20. April 
die Kaiserin eingetroffen. Am 27. April hatte Parade und Besichtigung, 
bei der auch General-Feldmarschall v. Manteuffel zugegen war, statt 
gefunden. 
Auch fand in Gegenwart des Kaiserpaares zu wohlthätigem 
Zweck eine Aufführung von lebenden Bildern im Königlichen Theater 
statt, bei welcher mehrere Offiziere des Regiments betheiligt waren. 
Am 6. Mai wurde der jetzige Kronprinz geboren. Im Hom— 
burger Kasino traf die Nachricht ein, als die Offiziere zum Mittags— 
essen versammelt waren, und alsbald erscholl auf die Aufforderung 
des Tischältesten ein dreifaches Hurrah auf den dereinstigen Deutschen 
Kaiser. 
Am 4. Juni — es sollte sein letzter Besuch sein — traf Prinz 
Carl, am 26. September Prinzessin Friedrich Karl in Wiesbaden ein. 
Vom 25. Juli bis 9. August nahm die Kaiserin Augusta im 
Schloß zu Homburg Aufenthalt. Ihre Maiestät interessirte sich
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.