Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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giment, unter ihnen der hochverehrte, ja geliebte Kommandeur des 
J. Bataillons, Oberst v. Lengerke, dessen Scheiden eine große Lücke 
riß. Ferner machte dem Hauptmann v. Kehler die bei Sedan er— 
haltene Verwundung, durch welche das Rückgrat verletzt war, ein 
Weiterdienen in der Front unmöglich; er mußte den Abschied 
nehmen. 
Das II. Bataillon wurde nach Abgabe der 5. Kompagnie und 
der Neuformirung derselben nach Fulda versetzt und am 31. März 
dorthin befördert. 
In diesem wunderschön gelegenen, mit seinen zahlreichen Kirch— 
thürmen stattlich genug aussehenden Städtchen wurde dem Bataillon 
ein Empfang bereitet, der selbst nach siegreichem Feldzug kaum 
begeisterter hätte ausfallen können. Bis zum 1. April 1880 hatte 
die Stadt, neben einer reitenden Batterie des hessischen Feld— 
artillerie-Regiments Nr. 11, ein Bataillon unseres Schwester— 
Regiments, des 81., als Garnison gehabt. Der Neubau der 
Kaserne für dieses Regiment in Frankfurt a. M. hatte von jenem Zeit— 
punkt ab die Fuldaer Garnison auf die Batterie und das Bezirks— 
kommando verringert, worüber tiefer Kummer geherrscht hatte. 
Auf dem Platze vor dem Bahnhof waren sämmtliche Behörden, 
Vereine, Musikkorps und Festjungfrauen, über die das Städtchen zu 
berfügen hatte, mit einem großen Aufgebot an Fahnen erschienen. 
Nach der Begrüßungsansprache des Oberbürgermeisters Rang und 
der Dankesrede des Bataillonskommandeurs, Majors v. Tresckow, 
setzte eine weißgekleidete Jungfrau den Major durch Ueberreichung 
eines großen Blumenstraußes in einige Verlegenheit. Mit schmetternden 
Fanfaren und wehenden Bannern ging es dann durch die mit 
Fahnen und Guirlanden schier unsichtbar gemachten Häuserreihen. 
Aus allen Fenstern wehten Tücher, Blumen regueten auf uns herab, 
der junge Lieutenant fühlte sich schon ganz als Held. Wie dieser 
Empfang, so gestaltete sich auch während des ganzen Jahres der 
Anwesenheit des Bataillons dessen Verhältniß zur Einwohnerschaft. 
Eigenthümlich mutheten Manchen zu Anfang die vielen 
Aeußerungen des katholischen Glaubens an. Neben der großen Zahl 
der Kirchen und Kapellen die vielen Heiligenbilder und Prozessions— 
Stationen, namentlich auf dem Wege von dem schönen Dom zum 
nahen Calvarien- und Frauenberge. Eine den Meisten ganz neue 
Erscheinung waren die ländlichen Prozessionen, die zu allen Tages— 
zeiten, von den umliegenden Ortschaften kommend, mit kirchlichem
	        
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