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angelegt, worauf der Kronprinz sie scherzend fragte, ob das ihr
Hausanzug sei. Nach dem Abendessen ließ sich der Prinz die
historische kurze Pfeife kommen und setzte sich dann auch zu den
jungen Herren. Hier neckte er u. A. den Adjutanten des J. Bataillons
damit, daß ihm bei der Vereidigung der französisch sprechenden
Rekruten aus den Reichslanden an dem Worte: „Solennellement“
die Zunge entgleist war.
Anfang Dezember reiste der Kronprinz, Mitte Dezember die
dronprinzessin mit den Prinzen und PVrinzessinnen ab.
—1881.
Beim Ordensfest wurde dem Regimentsschuhmacher, Vicefeld—
webel Kohl, das Allgemeine Ehrenzeichen verliehen.
Unser verehrter Divisionspfarrer, Konsistorialrath Lohmann,
hielt nach 15jähriger Wirksamkeit in dieser Stellung am 30. Januar
seine Abschiedspredigt, verblieb aber in Wiesbaden, wo er leider
nach wenigen Jahren starb. Sein Nachfolger, Divisionspfarrer
Kramm, wurde am 13. März in sein neues Amt eingeführt.
Am 27. Februar galten unsere Segenswünsche dem Kaiserlichen
Enkel und dereinstigen Deutschen Kaiser, dem Prinzen Wilhelm,
welcher mit seiner fürstlichen Braut vor den Altar trat.
Der Freude unseres Kaiserlichen Herrn über diesen glückver—
heißenden Ehebund folgte leider ein schwerer Schicksalsschlag auf
dem Fuße. Am 13. März fiel sein Kaiserlicher Freund und geliebter
Neffe, der Zar Alexander II., auf entsetzliche Weise durch Mörder—
hand. Die Armee legte auf vier Wochen Trauer an.
Mit Bangen sahen wir der bevorstehenden Neuformation in
der Armee entgegen; konnte es doch Jeden treffen, aus dem
geliebten Regiment versetzt zu werden, die Stätten so reicher
Erinnerungen zu verlassen. Als die Stellenbesetzungen bekannt
wurden, mußten vier Offiziere die liebe Nummer ablegen.“) Im
Laufe desselben Jahres schieden noch fünf Offiziere aus dem Re—
*) Hauptmann v. Biegeleben, Premierlieutenant v. Stuckradt und Sekond—
sieutenant Max v. Drygalski in das Regiment Nr. 97, Sekondlieutenant
v. Selasinsky in das Regiment Nr. 130. Von ihnen hatte Hauptmann v. Biege—
leben dem Regiment seit der Neuformation angehört. Außerdem trat mit der
abzugebenden 9. Kompagnie deren Feldwebel Meyer über, welcher bereits
21 Jahre diente. Er erhielt beim Ordensfest 1882 das Allgemeine Ehrenzeichen,
zu dem er vom Regiment schon zweimal eingegeben worden war.