Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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Landgrafen Friedrich von Hessen, einem gänzlichen Umbau unter— 
zogen und mit großer Pracht ausgestattet worden. Im Herbst bezog 
der Landgraf nebst Familie das Schloß und ließ sich bald darauf 
die Offiziere des II. Bataillons vorstellen, welche in der Folge 
mehrfach zu Festlichkeiten nach Philippsruhe eingeladen wurden. 
Noch häufiger aber erfolgten Einladungen der Jäger zu den sehr 
nteressanten Hofjagden. Bei den nachmittäglichen Spaziergängen, 
welche zur Zeit des Landgrafen Friedrich wohl sämmtliche Sekond— 
lieutenants täglich nach beendetem Dienste auf der Philippsruher 
Allee unternahmen, begegneten ihnen häufig die landgräflichen Prinzen 
und Prinzessinnen. Besonders wurde dann immer die liebliche, an— 
nuthvolle Erscheinung der damals 17jährigen Prinzeß Elisabeth, 
letzt verwittweten Erbprinzessin von Anhalt, bewundert. 
Am 21. Oktober morgens traf auch Seine Majestät auf dem 
Hanauer Westbahnhof ein und fuhr nach Schloß Philippsruhe. Bei 
der Ankunft und Abfahrt bildeten die Mannschaften des II. Bataillons 
auf der Philippsruher Allee Spalier, während die Offiziere sich beim 
Bahnhofe aufstellten. 
In Wiesbaden traf am 20. Oktober die Kronprinzessin, am 
Tage darauf der Kronprinz mit dem am 7. von seiner ersten See— 
reise heimgekehrten Prinzen Heinrich, damals Unterlieutenant 3. S., 
sowie den Prinzessinnen Victoria, Sophie und Margarethe ein. 
Am 30. Oktober vormittags wurde die Garnison zu einem 
Appell in den Schloßhof befohlen. Als der Kronprinz dabei unter 
den Unteroffizieren einen unteroffizierdienstthuenden Gefreiten, der 
nfolgedessen Handschuhe trug, bemerkte, wandte er sich an den ihm 
folgenden Prinzen Heinrich mit der Frage: „Warum trägt der 
Mann Handschuhe?“ und war sehr belustigt, als der Vrinz keine 
Erklärung dafür abzugeben vermochte. 
Noch andere Ehrungen standen uns bevor. Die am 10. November 
nn der Marktkirche vorgenommene Vereidigung der Rekruten erhielt durch 
die Anwesenheit des Helden von Weißenburg und Wörth eine besondere 
Weihe und hohe Bedeutung für die jungen Soldaten, die das Glück 
hatten, in seiner Gegenwart das Gelöbniß der Treue abzulegen. 
Wenige Tage nach der Vereidigung sagte sich der Kronprinz 
zu einem der zweimal monatlich im Offizierkasino in Wiesbaden 
stattfindenden geselligen Abende an, zu welchen immer eine ganze 
Anzahl älterer inaktiver Offiziere erscheint. Einige dieser Generale 
hatten dem hohen Gast zu Ehren zu ihrem Civilgewande die Orden
	        
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