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Landgrafen Friedrich von Hessen, einem gänzlichen Umbau unter—
zogen und mit großer Pracht ausgestattet worden. Im Herbst bezog
der Landgraf nebst Familie das Schloß und ließ sich bald darauf
die Offiziere des II. Bataillons vorstellen, welche in der Folge
mehrfach zu Festlichkeiten nach Philippsruhe eingeladen wurden.
Noch häufiger aber erfolgten Einladungen der Jäger zu den sehr
nteressanten Hofjagden. Bei den nachmittäglichen Spaziergängen,
welche zur Zeit des Landgrafen Friedrich wohl sämmtliche Sekond—
lieutenants täglich nach beendetem Dienste auf der Philippsruher
Allee unternahmen, begegneten ihnen häufig die landgräflichen Prinzen
und Prinzessinnen. Besonders wurde dann immer die liebliche, an—
nuthvolle Erscheinung der damals 17jährigen Prinzeß Elisabeth,
letzt verwittweten Erbprinzessin von Anhalt, bewundert.
Am 21. Oktober morgens traf auch Seine Majestät auf dem
Hanauer Westbahnhof ein und fuhr nach Schloß Philippsruhe. Bei
der Ankunft und Abfahrt bildeten die Mannschaften des II. Bataillons
auf der Philippsruher Allee Spalier, während die Offiziere sich beim
Bahnhofe aufstellten.
In Wiesbaden traf am 20. Oktober die Kronprinzessin, am
Tage darauf der Kronprinz mit dem am 7. von seiner ersten See—
reise heimgekehrten Prinzen Heinrich, damals Unterlieutenant 3. S.,
sowie den Prinzessinnen Victoria, Sophie und Margarethe ein.
Am 30. Oktober vormittags wurde die Garnison zu einem
Appell in den Schloßhof befohlen. Als der Kronprinz dabei unter
den Unteroffizieren einen unteroffizierdienstthuenden Gefreiten, der
nfolgedessen Handschuhe trug, bemerkte, wandte er sich an den ihm
folgenden Prinzen Heinrich mit der Frage: „Warum trägt der
Mann Handschuhe?“ und war sehr belustigt, als der Vrinz keine
Erklärung dafür abzugeben vermochte.
Noch andere Ehrungen standen uns bevor. Die am 10. November
nn der Marktkirche vorgenommene Vereidigung der Rekruten erhielt durch
die Anwesenheit des Helden von Weißenburg und Wörth eine besondere
Weihe und hohe Bedeutung für die jungen Soldaten, die das Glück
hatten, in seiner Gegenwart das Gelöbniß der Treue abzulegen.
Wenige Tage nach der Vereidigung sagte sich der Kronprinz
zu einem der zweimal monatlich im Offizierkasino in Wiesbaden
stattfindenden geselligen Abende an, zu welchen immer eine ganze
Anzahl älterer inaktiver Offiziere erscheint. Einige dieser Generale
hatten dem hohen Gast zu Ehren zu ihrem Civilgewande die Orden