— 564
Die Offiziere des Armeekorps überreichten dem General zum
Abschied ein von Holdy gemaltes Oelbild, den General v. Bose mit
seinem Stabe in der Schlacht bei Wörth darstellend. Jedes Regiment
erhielt eine große Photographie dieses Oelbildes von dem General
zum Gegengeschenk.
An seine Stelle trat Generallieutenant Freiherr v. Schlotheim.
Auch im Divisionskommando trat ein Wechsel ein. Unser
Brigade- und dann auch Divisionskommandeur, Generallieutenant
o. Thile, wurde an die Spitze des VIII. Armeekorps gestellt und
durch Generallieutenant v. Boehn ersetzt.
Vom 26. April bis 9. Mai weilte Seine Majestät wieder in
Wiesbaden, und nach zweijähriger Pause fand zu unserer großen
Freude am 7. Mai eine Parade und Exerziren vor dem Kurhause
statt. Dabei kam folgende Episode vor: Beim Abschreiten der „olonne
nach der Mitte“ während des Exerzirens sagte Seine Majestät:
„Dem 4. Mann im 1. Gliede sitzt der Helm schief!“ Der Offizier,
der den Zug führte, stürzte gleich vor und setzte dem Manne den
Helm in etwas unsanfter Weise zurecht, was von Seiner Majestät
mit den Worten: „Na, na, na, nicht so hastig!“ lächelnd gerügt
wurde.
Bei einer Matinee im Hause des Regierungspräsidenten
v. Wurmb, bei der Seine Majestät sowie der Landgraf von Hessen
anwesend waren, wirkten mehrere Offiziere des Regiments (Major
o. Gilsa, Lieutenants v. Diringshofen und v. Bauer) in dem Stück
„Moderne Pagenstreiche“ mit. Majestät sprach sehr gnädig mit den
Spielern. Lieutenant v. Bauer sah in der Rolle eines als Hof—
dame verkleideten Pagen der in Wiesbaden lebenden Komtesse Usedom
so ähnlich, daß der Landgraf von Hessen der Mutter der Gräfin
Komplimente über das Spiel ihrer vermeintlichen Tochter machte
und die Mutter dadurch in helle Empörung versetzte. Am nächsten
Tage ließ der Landgraf den Lieutenant v. Bauer kommen und erzählte
ihm den Vorfall in humorvollster Weise.
Zum Regiments-Exerziren, welches auf dem „Bingert“ stattfand,
war das Regiment in Wiesbaden vereinigt. Im Brigade-Exerzir—
gelände bei Camberg fand zum ersten Male ein Gefechtsschießen
größeren Umfanges in unbekanntem Gelände bei Walrabenstein statt.
Die Manöver spielten sich am Südhange des Westerwaldes ab.
Im Laufe der Jahre 1879 und 1880 war das Schloß Philipps—
ruhe bei Hanau, der Sitz des Erben des Kurfürstlichen Thrones, des