Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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ähriger noch die Frische des Jünglings sich bewahrt zu haben schien. 
Bezeichnend hierfür war die eines Tages in den Blättern verbreitete 
Nachricht, der kommandirende General habe bei einer Turnbesichtigung 
noch einen Sprung über mehrere Sprungkasten vorgemacht. War 
das auch unsinnig, so wird Allen, die unter ihm gestanden, noch 
deutlich vor Augen schweben, mit welch sichtlichem Wohlgefallen der 
General einer flotten Turn- und Fechtvorstellung beiwohnte. Er 
hat diese Dienstzweige auf eine später nie wieder erreichte Höhe 
gebracht. Je gefährlicher die ihm vorgeführten freiwilligen Turn— 
übungen waren, desto heller wurden seine Züge. Stets traten 
sämmtliche Lieutenants des im Turnen besichtigten Bataillons bei 
der 1. Kompagnie an, um an der Spitze der J. Turnklasse vor— 
zuturnen. Große Freude bereitete dem General immer die Vor— 
führung des Kampfes eines guten Fechters gegen mehrere. Die 
Fechter wurden in den vier äußersten Ecken des Kasernenhofes ver— 
steckt; der gute Fechter kommt aus seiner Ecke hervor, und wie 
Indianer stürzen sich die drei andern auf ihn. Er aber, den An— 
griff als beste Vertheidigung erkennend, eilt dem Nächsten entgegen, 
fertigt ihn mit einem Stoße ab, wendet sich dann dem Zweiten zu, dem 
es nicht besser ergeht, und hat nun noch einen längeren Kampf mit dem 
dritten und letzten Gegner zu bestehen. Aber auch dieser fällt dem 
Unüberwindlichen zum Opfer. Waren alle Gegner erledigt, dann 
pflegte General v. Bose dem Sieger mit der einen Hand auf 
die Backe zu klopfen und mit der andern einen Thaler in die 
Hand zu drücken. Erscheint dies auch als Spielerei, so lag doch ein 
tiefer Sinn in diesem Spiele: die Lebendigkeit und Frische, die 
Initiative wurden erweckt und damit mehr Lust und Liebe zum Dienst 
anerzogen, als durch stundenlange Uebung und Belehruug. Das 
wußte Niemaud besser, als der Förderer solchen Dienstes selbst. Bei 
seinem Abschied wurde er in den Grafenstand erhoben. Sein Urtheil 
war immer ein sehr strenges; das Armeekorps kann es sich daher zur 
Ehre anrechnen, daß er in seinem Abschiedsbefehl u. A. sagte: „Nur 
Worte des Dankes und vollster Anerkennung habe ich dem Armee— 
korps auszusprechen,“ und weiterhin: „Zweimal, wo das Armeekorps 
im Ganzen und auch da, wo einzelne Abtheilungen von Seiner Majestät 
dem Kaiser und König zu verschiedenen Zeiten gesehen worden sind, 
ist die Allerhöchste Anerkennung den pflichtgetreuen, allseitigen Be— 
strebungen in reichem Maße zu Theil geworden!“
	        
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