563
ähriger noch die Frische des Jünglings sich bewahrt zu haben schien.
Bezeichnend hierfür war die eines Tages in den Blättern verbreitete
Nachricht, der kommandirende General habe bei einer Turnbesichtigung
noch einen Sprung über mehrere Sprungkasten vorgemacht. War
das auch unsinnig, so wird Allen, die unter ihm gestanden, noch
deutlich vor Augen schweben, mit welch sichtlichem Wohlgefallen der
General einer flotten Turn- und Fechtvorstellung beiwohnte. Er
hat diese Dienstzweige auf eine später nie wieder erreichte Höhe
gebracht. Je gefährlicher die ihm vorgeführten freiwilligen Turn—
übungen waren, desto heller wurden seine Züge. Stets traten
sämmtliche Lieutenants des im Turnen besichtigten Bataillons bei
der 1. Kompagnie an, um an der Spitze der J. Turnklasse vor—
zuturnen. Große Freude bereitete dem General immer die Vor—
führung des Kampfes eines guten Fechters gegen mehrere. Die
Fechter wurden in den vier äußersten Ecken des Kasernenhofes ver—
steckt; der gute Fechter kommt aus seiner Ecke hervor, und wie
Indianer stürzen sich die drei andern auf ihn. Er aber, den An—
griff als beste Vertheidigung erkennend, eilt dem Nächsten entgegen,
fertigt ihn mit einem Stoße ab, wendet sich dann dem Zweiten zu, dem
es nicht besser ergeht, und hat nun noch einen längeren Kampf mit dem
dritten und letzten Gegner zu bestehen. Aber auch dieser fällt dem
Unüberwindlichen zum Opfer. Waren alle Gegner erledigt, dann
pflegte General v. Bose dem Sieger mit der einen Hand auf
die Backe zu klopfen und mit der andern einen Thaler in die
Hand zu drücken. Erscheint dies auch als Spielerei, so lag doch ein
tiefer Sinn in diesem Spiele: die Lebendigkeit und Frische, die
Initiative wurden erweckt und damit mehr Lust und Liebe zum Dienst
anerzogen, als durch stundenlange Uebung und Belehruug. Das
wußte Niemaud besser, als der Förderer solchen Dienstes selbst. Bei
seinem Abschied wurde er in den Grafenstand erhoben. Sein Urtheil
war immer ein sehr strenges; das Armeekorps kann es sich daher zur
Ehre anrechnen, daß er in seinem Abschiedsbefehl u. A. sagte: „Nur
Worte des Dankes und vollster Anerkennung habe ich dem Armee—
korps auszusprechen,“ und weiterhin: „Zweimal, wo das Armeekorps
im Ganzen und auch da, wo einzelne Abtheilungen von Seiner Majestät
dem Kaiser und König zu verschiedenen Zeiten gesehen worden sind,
ist die Allerhöchste Anerkennung den pflichtgetreuen, allseitigen Be—
strebungen in reichem Maße zu Theil geworden!“