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der Kronprinz selbst im Königlichen Schloß in Homburg ein, wo auch
das Auswärtige Amt, das Militär- und das Civil-Kabinet ihren
Sitz aufschlugen. Hier in Homburg wurde dann das Todesurtheil
über den einen Attentäter, Hödel, unterzeichnet.
Die Prinzen Wilhelm, Heinrich und Waldemar besuchten damals
fast täglich in Begleitung des Hauptmanns v. Pfuhlstein und des
Lieutenants v. Jacobi die Schwimmanstalt des III. Bataillons.
Hier führte in diesem Sommer der Lieutenant Freiherr v. Verschuer
—
dem Wege vom oder zum Schießen häufig die Schwimmanstalt und
trafen dadurch zuweilen mit den Königlichen Prinzen dort zu—
sammen. Einer unserer leidenschaftlichsten Schwimmer, der Lieutenant
v. Bassewitz, hatte bei mäßiger Körpergröße einen mehr wie stattlichen
Körperumfang aufzuweisen. Wenn er nun mit einem Hechtsprung
über das Geländer in den Teich sprang und dabei mit den dicken
Füßen in der Luft zappelte, verursachte dies bei den Prinzen große
Heiterkeit. Beim Wiederauftauchen rief ihm Prinz Wilhelm einmal
zu: „Herr v. Bassewitz, der Teich schwappt über!““) — Während die
Prinzen Wilhelm und Heinrich sich im tiefen Theil des Teiches aller—
hand Belustigungen, Exerzitien nach Kommandos, Kopfsprüngen,
Tauchen und dergleichen hingaben, war der des Schwimmens un—
kundige, erst zehnjährige Prinz Waldemar auf den abgesteckten, seichten
Badeplatz angewiesen. Dem unerschrockenen, unternehmungslustigen
Prinzen genügte dies nicht, und so sprang er eines Tages vom
Sprungbrett aus ins tiefe Wasser hinein, so daß Lieutenant
v. Verschuer nachspringen und den Prinzen über Wasser halten
mußte. Wer hätte damals geahnt, daß dieser hoffnungsvolle, lebens—
frohe, von Allen geliebte Prinz schon im kommenden Frühjahre aus
dem Leben scheiden sollte! — Den 14. August, Geburtstag des
Prinzen Heinrich, benutzte Lieutenant v. Verschuer zu einer kleinen
Feier. Er ließ die Schwimmanstalt mit Guirlanden, den Kahn mit
Fähnchen und einem Baldachin von Laub schmücken, die Schwimm—
gefreiten wurden als Matrosen kostümirt, und Heinemann mit
seiner unentbehrlichen „Löwenkapelle“x*x) spielte, als ihm be—
* Lieutenant v. Bassewitz, im Kameradenkreise immer „Herr von B.“ ge—
nannt, bildete vermöge seiner vielfach bethätigten Kameradschaft den umfangreichen
Mittelpunkt des kameradschaftlichen Lebens. Er mußte noch im selben Jahre
seiner Körperfülle wegen den Abschied nehmen.
xx,Veral. Seite 571.