Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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der Kronprinz selbst im Königlichen Schloß in Homburg ein, wo auch 
das Auswärtige Amt, das Militär- und das Civil-Kabinet ihren 
Sitz aufschlugen. Hier in Homburg wurde dann das Todesurtheil 
über den einen Attentäter, Hödel, unterzeichnet. 
Die Prinzen Wilhelm, Heinrich und Waldemar besuchten damals 
fast täglich in Begleitung des Hauptmanns v. Pfuhlstein und des 
Lieutenants v. Jacobi die Schwimmanstalt des III. Bataillons. 
Hier führte in diesem Sommer der Lieutenant Freiherr v. Verschuer 
— 
dem Wege vom oder zum Schießen häufig die Schwimmanstalt und 
trafen dadurch zuweilen mit den Königlichen Prinzen dort zu— 
sammen. Einer unserer leidenschaftlichsten Schwimmer, der Lieutenant 
v. Bassewitz, hatte bei mäßiger Körpergröße einen mehr wie stattlichen 
Körperumfang aufzuweisen. Wenn er nun mit einem Hechtsprung 
über das Geländer in den Teich sprang und dabei mit den dicken 
Füßen in der Luft zappelte, verursachte dies bei den Prinzen große 
Heiterkeit. Beim Wiederauftauchen rief ihm Prinz Wilhelm einmal 
zu: „Herr v. Bassewitz, der Teich schwappt über!““) — Während die 
Prinzen Wilhelm und Heinrich sich im tiefen Theil des Teiches aller— 
hand Belustigungen, Exerzitien nach Kommandos, Kopfsprüngen, 
Tauchen und dergleichen hingaben, war der des Schwimmens un— 
kundige, erst zehnjährige Prinz Waldemar auf den abgesteckten, seichten 
Badeplatz angewiesen. Dem unerschrockenen, unternehmungslustigen 
Prinzen genügte dies nicht, und so sprang er eines Tages vom 
Sprungbrett aus ins tiefe Wasser hinein, so daß Lieutenant 
v. Verschuer nachspringen und den Prinzen über Wasser halten 
mußte. Wer hätte damals geahnt, daß dieser hoffnungsvolle, lebens— 
frohe, von Allen geliebte Prinz schon im kommenden Frühjahre aus 
dem Leben scheiden sollte! — Den 14. August, Geburtstag des 
Prinzen Heinrich, benutzte Lieutenant v. Verschuer zu einer kleinen 
Feier. Er ließ die Schwimmanstalt mit Guirlanden, den Kahn mit 
Fähnchen und einem Baldachin von Laub schmücken, die Schwimm— 
gefreiten wurden als Matrosen kostümirt, und Heinemann mit 
seiner unentbehrlichen „Löwenkapelle“x*x) spielte, als ihm be— 
* Lieutenant v. Bassewitz, im Kameradenkreise immer „Herr von B.“ ge— 
nannt, bildete vermöge seiner vielfach bethätigten Kameradschaft den umfangreichen 
Mittelpunkt des kameradschaftlichen Lebens. Er mußte noch im selben Jahre 
seiner Körperfülle wegen den Abschied nehmen. 
xx,Veral. Seite 571.
	        
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