Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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Die Stadt selbst hatte ihre Thore den Griechenbefreiern ge— 
öffnet, die Burg lag so nahe und doch schwer erreichbar. Von dem 
Hügel des Musaion aus sollte nun die Beschießung des eben be— 
schriebenen Bollwerkes unternommen werden. Oberstlieutenant 
Dumont, der schon längst die Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte, 
sollte dort eine Batterie von 15 schweren Geschützen aufführen, 
während auf den Terrassen der Pnyx, des alten Kampfspiel- und 
Versammlungsplatzes, acht Kampfgeschütze und im Nordwesten der 
Burg am Fuße des Areopags eine Batterie von vier schweren 
Mörsern angelegt wurde. Am 22. September wurde der Batterie— 
bau begonnen, am 25. September wurden die Batterien armirt, 
am 26. September konnte das Feuer gegen die Propyläen von 
den genannten drei Seiten aus eröffnet werden. 
Man haͤtte die Burg von allen Seiten eingeschlossen und nach 
Theben die Engpässe besetzt. Die Beschießung begann und auch 
mit furchtbarem Erfolge. Schon am ersten Tage zerstörte eine 
Explosion eines der schönsten altgriechischen Bauwerke, den Tempel 
der Nike, und ihm folgte noch eine große Reihe herrlicher Bauten, 
namentlich auch in der Stadt selbst, welche fast mehr zu leiden hatte 
als die Burg. In den Mauern dieser letzteren oder gar in den 
Felsen gelang es andererseits an keiner Stelle, irgendwie Bresche 
zu schießen, obgleich die Geschützaufstellung mehrfach verbessert wurde. 
Bei diesen Mißerfolgen entschloß sich Morosini, obwohl die 
Operationen sehr viel besser auf das so nahe Hauptziel, die türkische 
Armee bei Theben, gerichtet worden wäre, zu dem noch langwierigeren 
und ebenso wenig aussichtsvollen Sappenangriffe. Bis an den Fuß 
der Burghöhe kam man schnell, weiter aber nur mit Hülfe der 
Mineurs. Das harte Gestein widerstand aber auch dann noch viel— 
fach oder erforderte die unendlichste Mühe. Nur schrittweise rückte 
diese Arbeit vor und wäre vielleicht auch nicht an das erwünschte 
Ende gekommen, wenn nicht ein Zufallstreffer bei dem gleichzeitig 
weiter unterhaltenen Bombenfeuer das kostbare Parthenon, den Tempel 
der Kriegsgöttin, unter dessen starkem Marmordach die Türken 
lange Zuflucht auch für ihre Munition gesucht und gefunden hatten, 
getroffen hätte. Mit donnerndem Schlage flogen die Pulvervorräthe 
auf und warfen die wunderbaren Marmormassen in tausend und 
abertausend Trümmern auseinander. Zwar gab die Besatzung noch 
immer nicht ganz den Widerstand auf, und es gelang ihr sogar, 
durch Feuerzeichen die Hülfe des Seraskiers herbeizurufen, der schon
	        
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