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betheiligten Truppen aus. Am Abend desselben Tages traf der
Kaiser selbst in Friedberg ein. Am 12. September war Parade,
am 13. Manöver gegen einen markirten Feind, beides bei strömen—
dem Regen, so daß einzelnen Leuten beim Vorbeimarsch die Stiefel
im tiefen Lehmboden stecken blieben.
Der Kaiser hatte der Parade trotz des Unwetters von Anfang bis
Ende beigewohnt und sprach sich sehr anerkennend über die Ausbildung
des Korps sowie besonders über die Anspannung und den Eifer
aus, mit welchem die Truppen „den Unbilden der Witterung getrotzt
hätten, um sich von wöglichst guter Seite zu zeigen“ — „was ihnen
auch gelungen ist“, fügte der Korpsbefehl hinzu!
Zum letzten Male hatte sich hier das Regiment seinem Kriegs—
herrn mit der Zündnadelwaffe gezeigt. Im Oktober wurde es mit
Infanteriegewehr und Seitengewehr M,71 ausgerüstet. Eine
teue Zeit brach damit an, das empfand mancher alte Soldat, als
er mit Wehmuth von der alten Waffe Abschied nahm, die zwei
Nationen siegreich hatte bezwingen helfen. Das Exerzir-Reglement
von 1876 sanktionirte allerdings nur die seit dem Kriege in der
Armee geltenden Formen und Grundsätze, und diese blieben noch bis
zum Jahre 1888 maßgebend.
Am 16. Dezember wurde das auf dem Exerzirplatz in Wies—
baden errichtete Denkmal für die im Feldzuge 1870,71 Gefallenen
des Regiments enthüllt.*) Eine aus den Stamm-Mannschaften des
J. Bataillons gebildete Ehren-Kompagnie nahm mit Fahne und
Regimentsmusik im Viereck um das Denkmal Aufstellung. Die mit
dem Gesang eines Chorals eröffnete Feier schloß nach der Weihe—
rede des Divisionsgeistlichen mit einer Ansprache des Regiments—
kommandeurs und dem Hoch auf den Allerhöchsten Kriegsherrn.
Am 31. Dezember wurden die gemäß A. K. O. vom 2. Sep⸗
tember 1873 in der Marktkirche zu Wiesbaden errichteten
Gedenktafeln für die im Feldzuge 1870,71 Gefallenen der Re—
gimenter Nr. 80, 87 und Feldartillerie-Regiment Nr. 27 ein—
Jeweiht.
1875.
Die ehemaligen kurhessischen Leibgardisten wurden durch den
am 6. Januar erfolgten Tod ihres früheren Landesherrn, des Kur—
ürsten Friedrich Wilhelm, in Trauer versetzt.
*xBezüalich des Grabes der bei Wörth gefallenen Offiziere vergl. S. 561.