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am „Forellenteich“, von Wald umgeben, die Schwimmanstalt des
Bataillons sich befindet. Der ebenfalls mitten im Walde gelegene
Exerzirplatz reicht für die Bataillons-Exerzitien jetzt nicht mehr aus.
Im Winter schlummert er unter fußhohem Schnee, im Frühjahr
gleicht er einem Sumpfe. Deshalb schweben auch hier Verhandlungen
über den Ankauf eines neuen Platzes. Leider steht damit auch der
Neubau der Kaserne unweit Dornholzhausen im Zusammenhange.
Das an Erinnerungen so reiche Offizierkasino wird dann den An—
forderungen der Zeit mit zum Opfer fallen müssen.
Die Umwandlung, welche im Frühjahr das aus seinem Dorn—
röschenschlaf erwachende Homburg erfährt, ist überraschend. Es
öffnet seine durch Tausende von Fensterläden verschlossenen Augen,
alle Häuser werden neu geputzt, und zahllose Blumenbeete schießen
wie in einem Zaubergarten überall hervor. Die gestern noch so
öden Straßen beleben sich, die sich Begegnenden wünschen sich nicht
mehr wie auf der Landstraße „Guten Tag“. Das „Dorf“ ist plötzlich
verschwunden, und das „Kurhaus“ tritt in sein Recht. Allgemach
hört man fremdländische Laute, bis schließlich im Juli und August
— so behauptet wenigstens der Fremdenhasser — selbst die Straßen—
kehrer nur noch gebrochen deutsch sprechen uud die Droschkenkutscher
keine andere Sprache als die englische verstehen. Dann fängt die
selige Zeit für den Lieutenant an, und auch er hält nunmehr für einige
Wochen das Deutsche ebenso für eine Art Dienst- oder Armeesprache,
wie der Czeche in der österreichischen Armee. Mit dem am Ende
des Jahres 1872 erfolgten Schlusse der Spielbank ist jetzt auch das
internationale Abenteurer-Publikum des Bades Homburg verschwunden
und an seine Stelle die beste Gesellschaft getreten. Namentlich
sichert der alljährliche Besuch des Prinzen von Wales und des
Herzogs von Cambridge dem Bade das Erscheinen der englischen
Aristokratie. —
Nachdem im Vorstehenden der Versuch gemacht worden ist,
einen Einblick in die Verhältnisse der drei Garnisonen des Regiments
zu geben, kehren wir wieder zum Jahre 1871 zurück.
Sämmtliche Theilnehmer an den Einzugsfeierlichkeiten in Berlin,
unter ihnen der Feldwebel Tromsdorf, 10. Kompagnie, als Inhaber
des Eisernen Kreuzes 1. Klasse, erhielten von Seiner Majestät dessen
Bildniß. Ferner sprach der Kronprinz den Wunsch aus, die Photo—
graphien sämmtlicher mit dem Eisernen Kreuz 1. Klasse Dekorirten