Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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am „Forellenteich“, von Wald umgeben, die Schwimmanstalt des 
Bataillons sich befindet. Der ebenfalls mitten im Walde gelegene 
Exerzirplatz reicht für die Bataillons-Exerzitien jetzt nicht mehr aus. 
Im Winter schlummert er unter fußhohem Schnee, im Frühjahr 
gleicht er einem Sumpfe. Deshalb schweben auch hier Verhandlungen 
über den Ankauf eines neuen Platzes. Leider steht damit auch der 
Neubau der Kaserne unweit Dornholzhausen im Zusammenhange. 
Das an Erinnerungen so reiche Offizierkasino wird dann den An— 
forderungen der Zeit mit zum Opfer fallen müssen. 
Die Umwandlung, welche im Frühjahr das aus seinem Dorn— 
röschenschlaf erwachende Homburg erfährt, ist überraschend. Es 
öffnet seine durch Tausende von Fensterläden verschlossenen Augen, 
alle Häuser werden neu geputzt, und zahllose Blumenbeete schießen 
wie in einem Zaubergarten überall hervor. Die gestern noch so 
öden Straßen beleben sich, die sich Begegnenden wünschen sich nicht 
mehr wie auf der Landstraße „Guten Tag“. Das „Dorf“ ist plötzlich 
verschwunden, und das „Kurhaus“ tritt in sein Recht. Allgemach 
hört man fremdländische Laute, bis schließlich im Juli und August 
— so behauptet wenigstens der Fremdenhasser — selbst die Straßen— 
kehrer nur noch gebrochen deutsch sprechen uud die Droschkenkutscher 
keine andere Sprache als die englische verstehen. Dann fängt die 
selige Zeit für den Lieutenant an, und auch er hält nunmehr für einige 
Wochen das Deutsche ebenso für eine Art Dienst- oder Armeesprache, 
wie der Czeche in der österreichischen Armee. Mit dem am Ende 
des Jahres 1872 erfolgten Schlusse der Spielbank ist jetzt auch das 
internationale Abenteurer-Publikum des Bades Homburg verschwunden 
und an seine Stelle die beste Gesellschaft getreten. Namentlich 
sichert der alljährliche Besuch des Prinzen von Wales und des 
Herzogs von Cambridge dem Bade das Erscheinen der englischen 
Aristokratie. — 
Nachdem im Vorstehenden der Versuch gemacht worden ist, 
einen Einblick in die Verhältnisse der drei Garnisonen des Regiments 
zu geben, kehren wir wieder zum Jahre 1871 zurück. 
Sämmtliche Theilnehmer an den Einzugsfeierlichkeiten in Berlin, 
unter ihnen der Feldwebel Tromsdorf, 10. Kompagnie, als Inhaber 
des Eisernen Kreuzes 1. Klasse, erhielten von Seiner Majestät dessen 
Bildniß. Ferner sprach der Kronprinz den Wunsch aus, die Photo— 
graphien sämmtlicher mit dem Eisernen Kreuz 1. Klasse Dekorirten
	        
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