Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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So wie Oberst v. Colomb dem Offizierkorps des Regiments, so 
hat Oberstlieutenant v. Below dem III. Bataillon sein Siegel auf— 
gedrückt. „Alter Usus“ war eine seiner beliebten Redewendungen, 
und eine energische Bewegung der Hand begleitete sie: in keiner 
der Garnisonen ist dieser „alte Usus“, diese Tradition der An— 
chauungen und Sitten so aufrecht erhalten worden, als in Homburg. 
Als bei einer Bataillonsbesichtigung der kommandirende General 
durch den Divisionskommandeur auf das schlechte Gehör des Ba— 
raillonskommandeurs aufmerksam gemacht wurde, erwiderte jener, 
Exrcellenz v. Bose: „Aber er sieht für drei und hat Courage für 
sechs!“ Seine Brust schmückten für 1864 der Rothe Adler-Orden 
14. Klasse mit den Schwertern, für 1866 der Orden pour le mérité 
und für 1870,71 das Eiserne Kreuz 1. Klasse. 
Das in der Homburger Kaserne befindliche einfache, aber außer— 
ordentlich gemüthliche Offizierkasino bildet noch heute wie damals 
einen Mittelpunkt im geselligen Leben. Allsonnabendlich versammeln 
sich dort die Herren der Gesellschaft, und ungebundene Frohlichkeit 
oflegt dann zu herrschen. Kaum ein Gegenstand befindet sich in 
diesem Kasino, der nicht von Freunden verehrt wurde, oder an den 
sich nicht eine werthvolle Erinnerung knüpft. So befinden sich 
sier die Teller, Gläser und Bestecke, welche von Kaiser Wilhelm J. 
ind von Kaiser Friedrich bei ihren Besuchen benutzt worden sind, 
uind ebenso eine Tasse, aus welcher Ihre Majestät die Kaiserin 
Friedrich dort getrunken hat. Ihr Name wird auch alljährlich in 
Blumen vor der bereits erwähnten „Victoria-Baracke“ angesät. 
Die Kaserne selbst mit der Front nach der hübschen, mit Vor— 
Järten geschmückten Kaiser-Friedrich-Promenade und der rückwärtigen 
Aussicht auf den schönen Haardt-Wald hat einen fast zu anmuthigen 
Platz. Vor ihr stehen zwei alte homburgische Geschütze, von denen 
Fama erzählt, daß sie nur ein Menschenleben auf dem Gewissen 
hätten, dasjenige ihres ahnungslosen Kommandeurs, der in dem 
Glauben, sie seien wie immer ungeladen, vor der Front stehend, 
Feuer“ kommandirt habe. 
Exerzirplatz und Schießstände liegen im „großen Tannenwalde“ 
am Taunus-Hang, 5 kmm von der Kaserne entfernt. Die an heißen 
Sommer-Nachmittagen zum Schießen Kommandirten wußten sehr 
hald, warum die dorthin ansteigende Chaussee die „lange Allee“ 
genannt wird. Dafür entschädigte allerdings der entzückende Aus— 
hlick auf die Taunus-⸗Berge und das nahe Dornholzhausen, woselbst 
Geschichte des Züs. Regts. von Gersdorff (Hess.) Nr. 80. 35
	        
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