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Eigenthumsrecht hinsichtlich eines Theils dieses Platzes behalten
hatte und geltend machte, nicht zu unterbinden war.
„Großer“ Exerzirplatz und Schießstände waren knapp 2 km
von der Kaserne entfernt. Letzterer Umstand trug nicht unwesentlich
dazu bei, daß das Schießen beim II. Bataillon mit ganz besonderer
Lust und Liebe betrieben wurde. Unter der sachkundigen Leitung des
Premierlieutenants v. Brause wurde bald nach dem Feldzuge auch
ein Offizierschießverein gegründet, in welchem das Schießen auf
jagdmäßige Ziele mit einer Virtuosität betrieben wurde, die den neu
Eintretenden oft verblüffte. Diesem Verein konnten auch Herren
vom Civil beitreten. Auf diese Weise wurden die Schießstände im
Sommer zum geselligen Vereinigungs- und Mittelpunkt, und hat
dieser Verein nicht wenig zur Herstellung guter Beziehungen zu der
Hanauer Bürgerschaft beigetragen. Noch heute aber übertreffen die
Schießleistungen des II. Bataillons diejenigen der beiden anderen
Bataillone gar oft und zählen zu den besten in der ganzen
Armee. Wer endlich Jäger war, fand in der ganzen Umgegend
von Hanau ein reiches Feld seiner Thätigkeit.
In recht guten Beziehungen stand das Bataillon auch zu den
Offizieren der im Jahre 1873 in Betrieb gesetzten großen Hanauer
Pulverfabrik, die sich trotz des weiten Weges allabendlich zum Abend—
trunke einfanden. Der Lieutenant der Ronde machte aber den
12 kmuweiten Hin⸗- und Rückweg zum Revidiren der von dem
II. Bataillon gestellten Pulverfabrikwache nebst Posten nicht ungern;
verschaffte ihm doch die Fabrik alljährlich mehrere Reisen als
Führer von Pulvertransporten, die oft bis in die entlegensten
Theile des Reiches führten. So gab es Offiziere, die im Laufe
eines Jahres im „Pulverzug“ nach Königsberg, Wesel und Straß—
burg gereist waren. Im Winter gehörte allerdings eine solche Tour,
die bis zu acht Tagen währte und bei der die Nächte außerhalb der
Bahnhöfe im ungeheizten Coupé zugebracht werden mußten, nicht gerade
zu den Annehmlichkeiten, aber die Aussicht auf den meistens gewährten
mehrtägigen Urlaub zur Erholung und Besichtigung der Sehens—
würdigkeiten am Endziel täuschte hierüber hinweg. Auch wurde der
Kommandirte von den Kameraden mit Proviant, Lektüre und
Decken reichlich versehen. Nur die „kleinen“ Transporte nach
Coblenz, Darmstadt oder Mainz fanden weniger Anklang. Die
Einzigen aber, die all diesen Reisen abhold waren, waren die Herren
Kompagniechefs, denn allzu oft wurden sie dadurch einer ihrer
„Stützen“ beraubt.