Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

543 
Eigenthumsrecht hinsichtlich eines Theils dieses Platzes behalten 
hatte und geltend machte, nicht zu unterbinden war. 
„Großer“ Exerzirplatz und Schießstände waren knapp 2 km 
von der Kaserne entfernt. Letzterer Umstand trug nicht unwesentlich 
dazu bei, daß das Schießen beim II. Bataillon mit ganz besonderer 
Lust und Liebe betrieben wurde. Unter der sachkundigen Leitung des 
Premierlieutenants v. Brause wurde bald nach dem Feldzuge auch 
ein Offizierschießverein gegründet, in welchem das Schießen auf 
jagdmäßige Ziele mit einer Virtuosität betrieben wurde, die den neu 
Eintretenden oft verblüffte. Diesem Verein konnten auch Herren 
vom Civil beitreten. Auf diese Weise wurden die Schießstände im 
Sommer zum geselligen Vereinigungs- und Mittelpunkt, und hat 
dieser Verein nicht wenig zur Herstellung guter Beziehungen zu der 
Hanauer Bürgerschaft beigetragen. Noch heute aber übertreffen die 
Schießleistungen des II. Bataillons diejenigen der beiden anderen 
Bataillone gar oft und zählen zu den besten in der ganzen 
Armee. Wer endlich Jäger war, fand in der ganzen Umgegend 
von Hanau ein reiches Feld seiner Thätigkeit. 
In recht guten Beziehungen stand das Bataillon auch zu den 
Offizieren der im Jahre 1873 in Betrieb gesetzten großen Hanauer 
Pulverfabrik, die sich trotz des weiten Weges allabendlich zum Abend— 
trunke einfanden. Der Lieutenant der Ronde machte aber den 
12 kmuweiten Hin⸗- und Rückweg zum Revidiren der von dem 
II. Bataillon gestellten Pulverfabrikwache nebst Posten nicht ungern; 
verschaffte ihm doch die Fabrik alljährlich mehrere Reisen als 
Führer von Pulvertransporten, die oft bis in die entlegensten 
Theile des Reiches führten. So gab es Offiziere, die im Laufe 
eines Jahres im „Pulverzug“ nach Königsberg, Wesel und Straß— 
burg gereist waren. Im Winter gehörte allerdings eine solche Tour, 
die bis zu acht Tagen währte und bei der die Nächte außerhalb der 
Bahnhöfe im ungeheizten Coupé zugebracht werden mußten, nicht gerade 
zu den Annehmlichkeiten, aber die Aussicht auf den meistens gewährten 
mehrtägigen Urlaub zur Erholung und Besichtigung der Sehens— 
würdigkeiten am Endziel täuschte hierüber hinweg. Auch wurde der 
Kommandirte von den Kameraden mit Proviant, Lektüre und 
Decken reichlich versehen. Nur die „kleinen“ Transporte nach 
Coblenz, Darmstadt oder Mainz fanden weniger Anklang. Die 
Einzigen aber, die all diesen Reisen abhold waren, waren die Herren 
Kompagniechefs, denn allzu oft wurden sie dadurch einer ihrer 
„Stützen“ beraubt.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.