Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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gehaltenen Grundsätze die richtigen waren, beweist u. A. der Um— 
stand, daß so sehr viele Söhne oder jüngere Brüder ehemaliger 
Regimentskameraden bei dem Regiment eingetreten sind. So waren 
in der Rangliste von 1884 nicht weniger als 8 Doppelnamen*) unter 
den Lieutenants, und gegenwärtig (1900) giebt es im Offizierkorps 
9 Söhne ehemaliger Regimentskameraden.**) 
Wenn der junge Offizier in Wiesbaden heimisch geworden war, 
pflegte er zum II. Bataillon nach Hanau versetzt zu werden. Wurde 
diesem Ereigniß auch mit einem „gelinden Schaner“ entgegengesehen, 
denn auf mancherlei Vergnügen, Anregung und Annehmlichkeit mußte 
fortan verzichtet werden, so hatte es doch auch manchen Vorzug. 
In Hanau war man zum größten Theil auf den Kameraden— 
kreis angewiesen. Einen eigentlichen ausgedehnteren Familienverkehr, 
oder gar einen Gesellschaftstrubel, wie in dem Weltbad Wiesbaden 
gab es nicht. Das gesellige Leben spielte sich mehr am dritten Ort 
und ziemlich ausschließlich in einem Verein, „Harmonie“ genannt, 
ab, zu dem sich die besseren Familien zusammengeschlossen hatten, 
um allerdings zeitweise recht lebhaft miteinander zu verkehren. 
Außerdem gab es nur im Sommer Sonntagskonzerte, vormittags 
im Schloßgarten, nachmittags in dem nahen ehemaligen Spielbad 
„Wilhelmsbad“ und im Winter dreimal wöchentlich stattfindende 
Vorstellungen im Stadttheater. 
Allabendlich fand man sich bei dem Herbergsvater Treusch in 
den „drei Rindern“ ein, einer vorsintfluthlich kleinen niedrigen 
Kneipe, in welcher die lange Pfeife noch jahrelang ihr Dasein 
fristete. Seltener ging es in die „Sonne“ oder in den „Bürger— 
verein“. Und wehe dem, der hierbei im Kameradenkreise fehlte. 
Kein Schloß und kein Riegel konnten ihn vor einer nachhaltigen 
Störung seiner kopfhängerischen Einsamkeit oder gar seiner Nachtruhe 
schützen. Eine solche Störung war um so leichter zu bewirken, als 
bier Lieutenants in der Kaserne, die wenigen anderen aber in deren 
unmittelbarer Nachbarschaft wohnten. 
Das in der Kaserne befindliche Offizierkasino war mit den 
geringen Mitteln, über welche das Offizierkorps anfänglich ver— 
fügte, mehr wie dürftig eingerichtet. Im Laufe der Jahre trat darin 
) v. Diringshofen, Nowina v. Axt, v. Tschudi, Frhr. v. Verschuer, 
v. Below, v. Baumbach, v. Wright, Schartow. 
*x) v. Below, v. Rohrscheidt, v. Heeringen, Henke, Kriegsheim, v. Frey— 
hold, v. Bonin, Wagner, v. Wegerer.
	        
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