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Kaiser selbst, im Herbst auf viele Wochen die Kronprinzliche Familie
in einer oder zweien seiner Garnisonen empfangen durften. Groß
wurde hierdurch die Zahl der Unteroffiziere und Mannschaften,
denen die Ehre zu Theil geworden war, als Ordonnanzen oder
Posten die Mitglieder der Königlichen Familie in nächster Nähe
zu sehen und für ihre Sicherheit zu sorgen. Eine Fülle von un—
schätzbaren Erinnerungen nahm dann jeder vom Regiment Entlassene
in seine Heimath mit. Im Offizierkorps aber vertiefte sich immer
mehr die Ueberzeugung, daß es durch immer wieder gesteigerte An—
forderungen in dienstlicher Beziehung und große Aufmerksamkeit in
der Ueberwachung und Pflege des kameradschaftlichen und ritterlichen
Geistes, wie er dem Regiment bisher eigen gewesen war, dieser
Bevorzugungen werth bleiben müsse.
Die richtige Mitte zu finden zwischen gänzlichem Zurückziehen
dom Verkehr mit Familien, die sich lediglich zu ihrem Vergnügen
in Wiesbaden oder Homburg aufhielten, und dem Aufgehen in
diesem oft sehr leichtsinnigen und genußsüchtigen Treiben war jetzt
nach dem rauhen Kriegsleben vielleicht noch schwerer wie früher.
Es war ein Glück, daß namentlich die älteren von den Offizieren,
welche den Krieg mitgemacht hatten, in ihrem Charakter erst recht
fest und sicher geworden waren, so daß sie für die Erhaltung einer
richtigen Auffassung der Standespflichten, für einen angemessenen
Verkehr ganz von selbst und immer wieder sorgten.
Wesentlich wurden sie und die Kommandeure in ihrer Fürsorge
dadurch unterstützt, daß die Zusammensetzung des Offizierkorps
auch fernerhin eine der ursprünglichen gleichartige blieb. Auch die
örtliche Trennung des Offizierkorps in drei, von 1887 bis 1890 sogar
zeitweise in vier Garnisonen war demgegenüber kein Hinderniß, ja sie
festigte nur die Kameradschaftlichkeit. Man lernte bei den Ver—
setzungen aus der einen in die andere Garnison, welchen der
Lieutenant durchschnittlich alle drei Jahre unterworfen war, erst recht
die Vorzüge echter Freundschaft und Anhänglichkeit kennen. Wer
eines augenfälligen Beweises hierfür bedurfte, brauchte nur Zeuge
der gegenseitigen Begrüßung zu sein, wenn das Regiment zu gemein—
samer Uebung oder das Offizierkorps aus festlicher Veranlassung
in einer seiner Garnisonen vereinigt wurde. Die Verschiedenheit
der Garnisonen gereichte dem Offizierkorps auch sonst zur An—
regung; man sah und hörte viel, ja der junge Offizier trat mehr
in den Vordergrund, als in größeren Garnisonverhältnissen. Lief