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Während dieses Aufenthaltes fuhr das Kronprinzliche Paar
auch an einem Tage nach Homburg v. d. Höhe. Hierbei kam es
unter Anderem auch zu einer Besichtigung der auf dem Kasernenhofe
stehenden, mit allen sonstigen hygienischen Einrichtungen ausgestatteten
Lazareth-Baracke, welche Ihre Kaiserliche Hoheit die Frau Kron—
prinzessin während des Feldzuges hatte errichten lassen und jetzt
dem III. Bataillon zum Geschenk machte. Bei der Besichtigung der
Kaserne, welche im Feldzug gleichfalls zum Lazareth hergerichtet
worden war, sah die hohe Frau sofort, daß die mit vielen Kosten
und großer Mühe eingerichtete Wasserleitung ganz abgestellt war,
und gab ihrem Erstaunen darüber Worte. „Aber Below,“ frug
darauf der Kronprinz, „warum entziehen Sie denn den Leuten das
Wasser?“ „Kaiserliche Hoheit,“ erwiderte dieser, „das Wasser muß
der Militärfiskus bezahlen, während die beiden Pumpen auf dem
Kasernenhof das schönste Bergquellwasser umsonst abgeben.“ „Ja,
mein Kind,“ lachte da der Kronprinz, „gegen den bösen Burschen,
den Fiskus, kann auch der Kronprinz nichts ausrichten.“
Am Tage seiner Abreise von Wiesbaden endlich sah der Kron—
prinz noch die gesammte Garnison auf dem Kasernenhofe des
J. Bataillons. Sämmtliche Unteroffiziere und Mannschaften, welche
noch den Feldzug unter seiner hohen Führung mitgemacht hatten,
wurden vor die Front gezogen und von ihm durch huldvolle An—
sprachen ausgezeichnet.
War den ersten nach dem Feldzuge entlassenen Reservisten
des Bataillons das Glück zu Theil geworden, als letzte
Erinnerung den gütigen Blick des alten Heldenkaisers, ja seinen
besonderen Dank in die Heimath mitzunehmen, so fiel nun
auf die seit dem 15. November als die ersten nach dem Kriege
eingestellten Rekruten noch ein Abglanz der großen unvergeßlichen
Zeit. Sie sahen aus nächster Nähe die königliche Erscheinung des
heldenhaften Führers der Dritten Armee und leruten als eine ihrer
ersten dienstlichen Erfahrungen die Huld und persönliche Fürsorge
kennen, die unser Herrscherhaus der Armee bis auf ihre kleinsten
Theile herab angedeihen läßt. So wurde vom Beginne der langen
Friedenszeit an jeder Angehörige des Regiments darauf hingeführt,
sich in erhöhtem Maße in seiner Treue für das Herrscherhaus ver—
pflichtet zu fühlen. Von Jahr zu Jahr wurde dieses Gefühl all—
gemeiner, denn es gab wohl wenige Regimenter außerhalb der
Residenz, welche so wie das unserige alliährlich im Frühjahr den