Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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zu entlassenden Reservisten ihr abgenutztes Feldzugsgewand geputzt, 
um dem prüfenden Auge des greisen Soldatenkönigs zu genügen. 
Das Ersatz-Bataillon, aus dem alle Feldzugstheilnehmer in das 
J. Bataillon eingereiht waren, stand in zweiter Linie. 
Nachdem Seine Majestät die Front abgeschritten und jedem 
Einzelnen noch einmal in das Auge geblickt hatte, sprach er dem 
Regimentskommandeur seine Anerkennung und seinen Dank aus 
für das von dem Regiment im Feldzuge Geleistete, besonders für 
seine gute Konduite bei Weißenburg und Wörth. 
Seitdem hatte das J. Bataillon fast jedes Jahr, und auch das 
III. Bataillon öfters die Auszeichnung, bei Anwesenheit des Kaisers 
und Königs in der Wilhelmstraße zur Parade zu erscheinen, eine 
Ehre, die dem Regiment den Beinamen „Sommergarde“ eintrug. 
Kaiser Wilhelm erfuhr von diesem Beinamen und stellte einst dem 
russischen Militär-Bevollmächtigten Graf Kutusow den Kommandeur 
des 111. Bataillons in Homburg mit dem Hinzufügen vor: „Ein 
Kommandeur Meiner Sommergarde!“ 
Der Einzug des II. und III. Bataillons in Hanau und Hom— 
durg v. d. H. fiel auf den 11. Juli. Wenn die dortige Einwohnerschaft 
auch den Heimkehrenden noch fremd gegenüberstand, war doch der 
Empfang nicht minder warm. Es fanden begeisterte Huldigungen 
statt. Offiziere wie Mannschaften wurden festlich bewirthet, und die 
Bürger der Stadt wetteiferten in der Bethätigung ihrer Dankbarkeit 
zgegen die siegreichen Truppen. 
Wie die Bevölkerung unsere Bataillone in dieser ersten Zeit 
aach dem Kriege aufgenommen hatte, so blieb es aber auch gottlob 
päterhin. Noch heute ist es für Hanau, der uns jetzt verloren 
gegangenen Garnison, eine Art Ereigniß, wenn einer von jenen 
„Einzüglern“ die Stadt besucht. 
Reserven-Entlassung und Demobilmachung füllten die nächsten 
Wochen und Monde aus. Als Beispiel für die hierbei zu bewäl— 
tigende Arbeit diene die Thatsache, daß allein der Austausch der 
Waffen noch bis zum nächsten Frühjahr dauerte, da sich Gewehre 
der verschiedensten Truppentheile in den Händen unserer Leute 
hefunden hatten, während wieder aus allen Theilen des Reiches ver— 
loren gegangene Gewehre gefallener oder verwundeter Leute eintrafen. 
In der Garnison 1871. 
Vom 4. bis 7. August weilte Seine Majestät der Kaiser noch— 
mals in Wiesbaden, während welcher Zeit Premierlieutenant Graf 
Haslingen als Ordonnanzoffizier kommandirt war.
	        
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