Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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Bei der abendlichen Festvorstellung im Königlichen Theater sprach 
Fräulein Wolf den von Bernhard Scholz verfaßten Prolog. Nach 
dem Wagnerschen Kaisermarsch folgte dann eine Scene aus „Templer 
and Jüdin“ mit Unterlage eines Textes von Hoffmann v. Fallers— 
leben, eine von Caffieri gesungene, mit donnerndem Beifall auf⸗ 
genommene Huldigung für Kaiser Wilhelm, dann eine Balletscene 
„Waffentanz“ und ein Vaudeville: „Der hundertjährige Greis“, welches 
die Verherrlichung des Eisernen Kreuzes zum Gegenstand hatte. 
Den Abschluß bildete ein von einem Wiesbadener, Gustav v. Rößler, 
verfaßtes Festspiel: „Barbarossas Erwachen“, dessen Schlußscene, die 
Vereinigung der Vertreter aller deutschen Stämme um die Büste des 
zroßen Kaisers Wilhelm, die Zuschauer zu stürmischem Beifall hinriß. 
Eine festliche Beleuchtung der Stadt und ein großes Fest in 
den Kuranlagen beschlossen die Feier. Für den folgenden Tag aber 
war ein großes Volksfest „unter den Eichen“ veranstaltet, und auch 
dieses verlief in der schönsten Harmonie. 
Am Abend des Einzugstages erhielt Bürgermeister Coulin auch 
noch folgendes Telegramm des Oberst v. Colomb aus Bar le Duc: 
„Ist es mir auch nicht vergönnt, mit meinen braven Füsilieren 
in Wiesbaden einzuziehen, werde ich in Gedanken doch dem schönen 
Feste beiwohnen, wohl eingedenk der freundlichen Theilnahme, welche 
mir bei meiner Rückkehr von Wörth in so reichem Maße geworden. 
Ich kann daher nicht unterlassen, einen freundlichen Gruß zu senden, 
und trinke auf das Wohl der Stadt Wiesbaden und ihrer liebens— 
würdigen Einwohner, wenn auch nicht in feurigem Rheinwein, 
sondern in französischem Schaum, so doch nicht minder aufrichtig 
gemeint. Hoch Wiesbaden!“ 
Eine besondere Ehrung sollte dem J. Bataillon noch gleich am 
Tage nach seiner Ankunft bevorstehen. Von Seiner Königlichen Hoheit 
dem Prinzen Carl von Preußen, welchem Oberstlieutenant v. Kaweczynski 
den Einzug des Regiments gemeldet hatte, war an Seine Majestät 
telegraphirt worden, und der Regimentskommandeur hatte am Nach— 
mittage aus dem Kabinet Befehl erhalten, die Reserven noch nicht 
zu entlassen, da Seine Majestät am anderen Vormittage das 
J. Bataillon noch einmal zu sehen wünsche. Wer könnte den Jubel 
beschreiben, den diese Nachricht bei Allen hervorrief, welche heim— 
gekehrt waren nach so reichen Erlebnissen. 
So fand denn am 8. Juli der Frühmorgen das J. Bataillon 
wieder in der Wilhelmstraße bereit. Zum letzten Male hatten die
	        
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