Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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mehr auf feindlichem Boden feindlichen Blicken ausgesetzt sind, uns 
plötzlich im Bereiche des freien deutschen Blickes und Sinnes be— 
finden, ist unser Herz von Freude erfüllt. Der Eindruck ist über— 
wältigend für uns, und die Erinnerung daran wird stets unser Stolz 
bleiben. 
Heute fühlen wir wieder, wie die Armee verwoben ist mit dem 
Volke. Morgen werden wir wieder unsere Leute ausgekleidet und 
in den Bürgerstand zurückgekehrt sehen, um, sobald es sein muß, 
auch wieder unter den Fahnen sich zu scharen. Wie dieses Ver— 
hältniß zwischen Heer und Volk, betrachten wir auch unser Ver— 
hältniß zu Wiesbaden und seiner Bürgerschaft. Ihr herzlicher 
Empfang sagt uns, daß Sie die Mission, zu der wir auszogen, nicht 
als mißglückt betrachten. Nehmen Sie unseren Dank dafür.“ Nach 
einem Hinweis auf die in Feindesland so hochgeschätzten Liebesgaben 
aus der Wiesbadener Heimath schloß Major v. Below seine mehr⸗ 
fach von stürmischem Beifall unterbrochene Rede: „Ich sage Ihnen 
dafür innigsten Dank im Namen des Regiments. Ich werde es 
zu einem Hoch auffordern auf Wiesbaden, die Hauptstadt unserer 
Provinz, und auf Nassau, die Perle in der deutschen Krone!“ 
Nachdem das „Hoch!“ verklungen, überreichte eine der Fest— 
jungfrauen*) im Namen der dankbaren Stadt Wiesbaden dem 
Major v. Below einen silbernen Lorbeerkranz,“*) den dieser an seinem 
Helm befestigte. Eine zweite Jungfrau*x*) übergab einen grünen 
Lorbeerkranz für die Fahne, und aus den Händen der anderen Fest— 
jungfrauen erhielt jeder Offizier einen gleichen Kranz. 
Unter den Klängen des Chorals: „Nun danket Alle Gott!“ 
begann nunmehr der eigentliche Einzug durch die in wahre Laub— 
gänge verwandelte Kirch-, Lang- und Webergasse nach dem Kurhause, 
und hier erfolgte die festliche Bewirthung des Bataillons seitens der 
Stadt in ungemein herzlicher Weise. 
Zur Einquartierung hatten sich so viele Bürger gemeldet, daß 
die Quartiere auch nicht annähernd alle in Anspruch genommen 
werden konnten, und mancher sonst ängstlich bewahrte edse Tropfen 
wurde nun freudig zu Tage gefördert. 
*) Fräulein Müller, jetzt Frau Apotheker Bickel in Nassau. 
) Dieser Kranz befindet sich jetzt im Offizierkasino zu Wiesbaden und ist 
an der Vorderseite des Marmorsockels angebracht, welcher den von dem Schellen— 
baum des früheren kurhessischen Leib⸗-Garde-Regiments abgenommenen silbernen 
hessischen Löwen trägt. Vergl. Anlage „Fahnen“ u. s. w. 
*xx) Fräulein Coulin, jetzt Frau Buchhalter Rect in Wiesbaden.
	        
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