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mehr auf feindlichem Boden feindlichen Blicken ausgesetzt sind, uns
plötzlich im Bereiche des freien deutschen Blickes und Sinnes be—
finden, ist unser Herz von Freude erfüllt. Der Eindruck ist über—
wältigend für uns, und die Erinnerung daran wird stets unser Stolz
bleiben.
Heute fühlen wir wieder, wie die Armee verwoben ist mit dem
Volke. Morgen werden wir wieder unsere Leute ausgekleidet und
in den Bürgerstand zurückgekehrt sehen, um, sobald es sein muß,
auch wieder unter den Fahnen sich zu scharen. Wie dieses Ver—
hältniß zwischen Heer und Volk, betrachten wir auch unser Ver—
hältniß zu Wiesbaden und seiner Bürgerschaft. Ihr herzlicher
Empfang sagt uns, daß Sie die Mission, zu der wir auszogen, nicht
als mißglückt betrachten. Nehmen Sie unseren Dank dafür.“ Nach
einem Hinweis auf die in Feindesland so hochgeschätzten Liebesgaben
aus der Wiesbadener Heimath schloß Major v. Below seine mehr⸗
fach von stürmischem Beifall unterbrochene Rede: „Ich sage Ihnen
dafür innigsten Dank im Namen des Regiments. Ich werde es
zu einem Hoch auffordern auf Wiesbaden, die Hauptstadt unserer
Provinz, und auf Nassau, die Perle in der deutschen Krone!“
Nachdem das „Hoch!“ verklungen, überreichte eine der Fest—
jungfrauen*) im Namen der dankbaren Stadt Wiesbaden dem
Major v. Below einen silbernen Lorbeerkranz,“*) den dieser an seinem
Helm befestigte. Eine zweite Jungfrau*x*) übergab einen grünen
Lorbeerkranz für die Fahne, und aus den Händen der anderen Fest—
jungfrauen erhielt jeder Offizier einen gleichen Kranz.
Unter den Klängen des Chorals: „Nun danket Alle Gott!“
begann nunmehr der eigentliche Einzug durch die in wahre Laub—
gänge verwandelte Kirch-, Lang- und Webergasse nach dem Kurhause,
und hier erfolgte die festliche Bewirthung des Bataillons seitens der
Stadt in ungemein herzlicher Weise.
Zur Einquartierung hatten sich so viele Bürger gemeldet, daß
die Quartiere auch nicht annähernd alle in Anspruch genommen
werden konnten, und mancher sonst ängstlich bewahrte edse Tropfen
wurde nun freudig zu Tage gefördert.
*) Fräulein Müller, jetzt Frau Apotheker Bickel in Nassau.
) Dieser Kranz befindet sich jetzt im Offizierkasino zu Wiesbaden und ist
an der Vorderseite des Marmorsockels angebracht, welcher den von dem Schellen—
baum des früheren kurhessischen Leib⸗-Garde-Regiments abgenommenen silbernen
hessischen Löwen trägt. Vergl. Anlage „Fahnen“ u. s. w.
*xx) Fräulein Coulin, jetzt Frau Buchhalter Rect in Wiesbaden.