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gemeinsamen Vaterlandes zu schätzen!“ — „Durch Einigkeit und
Muth — All' unter einen Hut!“ lautete eines der vielen Trans—
parente.
Tausende waren dem Bataillon schon nach und über Biebrich
hinaus entgegengeeilt. Der neu ernannte Regimentskommandeur,
Oberstlieutenant v. Kaweczynski, hatte in ritterlicher Kameradschaftlich—
keit die Führung beim Einzuge an Major v. Below übertragen,
weil dieser das Regiment während eines so großen Theiles des
Feldzuges geführt hatte.
Als erster Gruß der Stadt tönte den Heimkehrenden festliches
Glockengeläute entgegen. Am „Rondel“ war das Ersatz-Bataillon
aufgestellt, um sich dann dem Einzuge anzuschließen. Je näher die
Bataillone der Stadt kamen, desto höher schlugen die Wogen der
Begeisterung, welche den Höhepunkt erreichte, als das J. Bataillon
nach kurzem Halt mit dem Preußenmarsch in die Adolfsstraße ein—
rückte. Am Eingang zur Rheinstraße fand die Begrüßung statt
durch die Spitzen der Behörden, den Regierungspräsidenten Grafen
Eulenburg, Landrath Rath, Bürgermeister Coulin und den Rath
der Stadt. Der zur Kur in Wiesbaden weilende Bruder
Seiner Majestät, Prinz Carl von Preußen, war durch sein Leiden am
Erscheinen verhindert, jedoch erwies Ihre Königliche Hoheit die
Frau Prinzessin Carl dem Regiment die Ehre, dem Einzuge bei—
zuwohnen.
Die begeisterte Rede des Bürgermeisters Coulin schloß mit fol—
genden Worten:
„Heute wollen wir zunächst den in den Tod gegangenen Vater—
landssöhnen ein tief dankendes Angedenken weihen und unseren noch
in Feindesland weilenden Brüdern eine herzliche Erinnerung widmen
und dann den lieben Gott bitten, daß er dem deutschen Vaterlande
die Segnungen des dauernden Friedens und seinem Heldenkaiser,
unserem glorreichen Könige und Herrn, noch lange Gesundheit und
Kraft verleihen möge.
Und nun erhebe ich diesen alten Becher der Wiesbadener
Bürger, gefüllt von deutscher Jungfrauen-Hand*) — bis an den
Rand — mit Feuerwein — vom freien deutschen Rhein — und
übergebe Euch denselben mit dem lauten Rufe: Hoch Deutschland!
Hoch sein Kaiser! Hoch das 80. Regiment! Hoch sein J. Bataillon!“
Major v. Below erwiderte nach den einleitenden Dankes—
worten: „Seit wir die deutsche Grenze überschritten haben, nicht
J Fräulein Birlenbach, jetzt Frau Weinhändler Bertram.