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Landes schuf fast Wunder bei der Wiederbelebung der Fluren, der
Wälder, der Gärten. Der schönste Blüthenflor entzückte das Auge,
Strauch und Baum grünte. Fast schien es, als wollte der gütige
Himmel das Leid und Wehe, welches der starre Winter gerade hier
in diesem vom Unglück heimgesuchten Lande mit sich gebracht hatte,
durch die Ueberschwenglichkeit von Schönheit, Anmuth und Lieblich—
keit wieder gut machen, um die Unschuldig-Unglücklichen zu trösten.
Auch war die Gegend von Meaux an sich anmuthig genug, Meaux
selbst eine sehr hübsche, lebhafte, an günstigster Stelle gelegene
Stadt. Dahin waren auch die Schrecken der Belagerung am aller—
wenigsten gedrungen, hatte es doch fern von der Berührung der
französischen Armee gelegen und doch wieder der deutschen Armee
so nahe, daß auch das Franktireurwesen nicht Eingang fand. Die
Einwohner waren zuvorkommend oder wenigstens freundlich, und da
die deutschen Soldaten ihren Sold so lange gespart und jetzt über—
volle Taschen hatten, so entwickelte sich im Quartier wie außerhalb
überall ein reger Verkehr zwischen ihnen und der französischen Be—
völkerung. Letzteres war auch in den anderen Kantonnements des
Regiments der Fall, obwohl diese zum Theil zwei Meilen entfernt
lagen, ein Mißstand, der u. A. die Feier des Geburtstages Seiner
Majestät des Kaisers und Königs etwas beeinträchtigen sollte.
Daß politische Gespräche freilich mit der französischen Bevölkerung,
deren weiblicher Theil vielfach noch immer zum Zeichen dek National—
rrauer sich in schwarze Gewänder hüllte, überall ein heikles Ding
auch jetzt noch blieben, war natürlich, hatten doch die Geister gar zu
lange Haß und Rachsucht in sich aufnehmen müssen, und war doch
das Gefühl des Besiegtseins kein Linderungsmittel für sie, nament—
lich da von oben herab nichts geschah oder geschehen konnte, um
die Gemüther wieder zu beruhigen. Für die bethörte Menge,
namentlich in Paris, mußte erst noch eine stärkere Heimsuchung
kommen, wie sie jetzt erfolgt war; für die guten Elemente im Volke
war sie bereits genug erfolgt.
Der Geburtstag Seiner Majestät des Kaisers wurde in Meaux
durch einen Gottesdienst der Garnison auf dem Platze Lafayette und
am Abend durch ein Festdiner des Offizierkorps gefeiert. In den
anderen Kantonnements fanden Appells, beim III. Bataillon eine
Parade in der Nähe von Monthyon statt, wobei die Kommandeure
eine Anrede hielten. Die Mannschaft erhielt eine Extravergütung
in Geld, wenn sonstige Veranstaltungen nicht getroffen werden konnten.