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des venetianischen Heeres eingetreten, dessen eigentlicher Führer Graf
Otto Wilhelm von Königsmarck (eigentlich in schwedischen Diensten
stehend) war, während dem Namen nach der Generalkapitän, der
Venetianer Franz Morosini, den Oberbefehl führte. Morosini war
ein ehr- und rachsüchtiger, rücksichtsloser Abenteurer, hochmüthig
und eitel, dabei unerfahren und ungeschickt in der Führung eines
Heeres, Eigenschaften, die durch seine allerdings unzweifelhafte Be⸗
gabung als Seemann nicht verwischt werden konnten.
Den kaiserlichen und venetianischen Truppen fiel nach dem Ge—
sagten die Last des Kampfes ziemlich allein zu. Dennoch waren
von deren Ersteren die Türken in Ungarn seit 1683 empfindlich ge—
schlagen und bis 1686 fast ganz daraus vertrieben worden, obwohl
sie immer neue, furchtbare Heere aufstellten. Ebenso hatten die
Venetianer zur See das Uebergewicht völlig wiedererhalten, und die
nur noch schwachen türkischen Geschwader vermochten kaum mehr die
Küsten und Inseln vor den ausgedehntesten Brandschatzungen der
Venetianer zu schützen. 1684 hatte Morosini die Insel Leucadia
erobert und die Küsten von Epirus barbarisch verwüstet, 1688 war
er gegen Morea vorgegangen und hatte mehr oder weniger planlos
die Befreiung der Mainoten*) versucht, wobei Brand und Mord
ebenso herrschte wie früher von Seiten der Türken. Das Jahr 1686
vermehrte diese Erfolge, obwohl zuerst viele von denjenigen Fürsten
Deutschlands, welche Truppen gestellt hatten, schwierig wurden und
auch der Kaiser die Gestellungen derselben eigentlich nur deshalb
zuließ, weil er die Hülfe der Fürsten auch im Westen, gegen Frank⸗
reich, nöthig hatte.
Bei Ankunft der Hessen in Venedig lauteten gleichwohl die
Nachrichten vom Kriegsschauplatze ungünstig. Morosini hatte seine
Eroberungen, sofern diese überhaupt so benannt werden konnten,
aufgeben müssen und war zuerst nach Navarino, dann nach Leucadia
zurückgegangen, verfolgt von jener furchtbaren Seuche, der schwarzen
Pest, welche bisher nur die Türken heimgesucht hatte, nun aber auch
auf die Eroberer übergegangen war. Erst am 20. Juli erlosch diese
Seuche, und so kam es auch erst in den Tagen vom 11. bis 13. Juli
zur Abfahrt der Hessen nach Zante, wo sie am 4. August landen
tonnten. Hier schauten sie zum ersten Male die Reichthümer, mit
x) Die Bevölkerung der Küstenländer, ein tapferer, kriegsgeübter, aber
auch wieder sehr unzuverlässiger Stamm.
Geschichte des Füs. Reats. von Gersdorff (Hess.) Nr. 80.