Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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des venetianischen Heeres eingetreten, dessen eigentlicher Führer Graf 
Otto Wilhelm von Königsmarck (eigentlich in schwedischen Diensten 
stehend) war, während dem Namen nach der Generalkapitän, der 
Venetianer Franz Morosini, den Oberbefehl führte. Morosini war 
ein ehr- und rachsüchtiger, rücksichtsloser Abenteurer, hochmüthig 
und eitel, dabei unerfahren und ungeschickt in der Führung eines 
Heeres, Eigenschaften, die durch seine allerdings unzweifelhafte Be⸗ 
gabung als Seemann nicht verwischt werden konnten. 
Den kaiserlichen und venetianischen Truppen fiel nach dem Ge— 
sagten die Last des Kampfes ziemlich allein zu. Dennoch waren 
von deren Ersteren die Türken in Ungarn seit 1683 empfindlich ge— 
schlagen und bis 1686 fast ganz daraus vertrieben worden, obwohl 
sie immer neue, furchtbare Heere aufstellten. Ebenso hatten die 
Venetianer zur See das Uebergewicht völlig wiedererhalten, und die 
nur noch schwachen türkischen Geschwader vermochten kaum mehr die 
Küsten und Inseln vor den ausgedehntesten Brandschatzungen der 
Venetianer zu schützen. 1684 hatte Morosini die Insel Leucadia 
erobert und die Küsten von Epirus barbarisch verwüstet, 1688 war 
er gegen Morea vorgegangen und hatte mehr oder weniger planlos 
die Befreiung der Mainoten*) versucht, wobei Brand und Mord 
ebenso herrschte wie früher von Seiten der Türken. Das Jahr 1686 
vermehrte diese Erfolge, obwohl zuerst viele von denjenigen Fürsten 
Deutschlands, welche Truppen gestellt hatten, schwierig wurden und 
auch der Kaiser die Gestellungen derselben eigentlich nur deshalb 
zuließ, weil er die Hülfe der Fürsten auch im Westen, gegen Frank⸗ 
reich, nöthig hatte. 
Bei Ankunft der Hessen in Venedig lauteten gleichwohl die 
Nachrichten vom Kriegsschauplatze ungünstig. Morosini hatte seine 
Eroberungen, sofern diese überhaupt so benannt werden konnten, 
aufgeben müssen und war zuerst nach Navarino, dann nach Leucadia 
zurückgegangen, verfolgt von jener furchtbaren Seuche, der schwarzen 
Pest, welche bisher nur die Türken heimgesucht hatte, nun aber auch 
auf die Eroberer übergegangen war. Erst am 20. Juli erlosch diese 
Seuche, und so kam es auch erst in den Tagen vom 11. bis 13. Juli 
zur Abfahrt der Hessen nach Zante, wo sie am 4. August landen 
tonnten. Hier schauten sie zum ersten Male die Reichthümer, mit 
x) Die Bevölkerung der Küstenländer, ein tapferer, kriegsgeübter, aber 
auch wieder sehr unzuverlässiger Stamm. 
Geschichte des Füs. Reats. von Gersdorff (Hess.) Nr. 80.
	        
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