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Da am 3. März noch eine Parade des Gardekorps und der
Bayern auf den Longchamps vor Seiner Majestät dem Kaiser und
Könige stattfand, so mußte das Bataillon nach seinem Ausmarsch im
Bois de Boulogne noch bis 3 Uhr nachmittags verbleiben, um
gegen Paris die nöthige Absperrung durchzuführen.
Am 4. März bezog das III. Bataillon die Vorposten des
Abschnittes 2 bis zum 7. März vormittags. Das Regiment ver—
blieb nun in Viroflay bis zum 9. März einschließlich. Der Verkehr
mit den allmählich wieder zurückgekehrten Einwohnern gestaltete sich
jetzt und noch mehr in der Folge freundlicher. Die Franzosen sahen
sehr bald ein, daß der deutsche Soldat ganz das Gegentheil war
von dem, was die Regierung der Republik unausgesetzt verkündet
hatte. Die Mannschaft that, was sie konnte, um in Eintracht mit
ihren Wirthsleuten zu bleiben, gar Mancher half im Felde, im
Hause und im Stalle, unermüdlich und anspruchslos, so daß beim
Abschied mancher warme oder gutgemeinte Händedruck gewechselt
wurde. Und es war kein Wunder, daß ein solcher Stimmungs—
wechsel eintrat. Selbst während der Einschließung war ein Fall
vorgekommen, der so recht die Gradheit der Mannschaften im Re—
giment kennzeichnete. Am 14. Dezember 1870, als zwei Kompagnien
des II. Bataillons in Séèvpres standen, kam ein Einwohner des Ortes
zu dem Kommandenr mit der Anzeige, daß ein Soldat in seiner
Wohnung eine an der Wand hängende silberne Taschenuhr sich an—
geeignet habe. Da der Mann behauptete, den Thäter wiedererkennen
zu können, wurden die beiden Kompagnien versammelt und der
Franzose durch die geöffneten Glieder derselben durchgeführt. Der
Erfolg blieb aus, und der Mann gab zu, daß der Thäter einem
anderen Truppentheil angehören könne. Als die Mannschaften ent—
lassen worden waren, veranstalteten sie sofort unter sich eine Samm—
lung und überreichten dem Kommandeur den Betrag von etwa
100 Francs mit der Bitte, diese Summe dem Geschädigten im Beisein
des Maires zu übergeben, damit in Sévres kein Mensch später
sagen könne, ein Mann des Bataillons habe dort gestohlen.
Am 10. März verließ das Regiment Viroflay. Vorher war
die Mannschaft noch kompagnieweise auf den Mont Valérien ge—
führt worden, um dieses Fort kennen zu lernen. Noch einmal
sahen die Leute das schöne Paris zu ihren Füßen liegen; sie glaubten,
zum letzten Male.