Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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Disziplin, Alles hatte seinen bestimmten Platz und Zweck. Die 
jeder Beschreibung spottende Verwilderung und Verschmutzung der 
Kasernements war vollständig beseitigt. Die riesigen Marinegeschütze 
aber, welche namentlich hier für eine Fernwirkung von mehr 
als 1 Km Aufstellung gefunden hatten, sie lagen oder standen 
zum Abmarsch bereit. In Berlin sollten sie als lautsprechende 
Zeungen der deutschen Siege eine neue Aufstellung finden im fried— 
lichen Sinne.“) Auf dem Fort selbst aber wehte die deutsche Flagge, 
ür Feind und Freund ebenfalls den Frieden verkündigend. 
Und vom Mont Valbérien ging es nach all den Stellungen, 
welche so lange von uns vertheidigt worden waren. Schloß Meudon war 
von Granaten durchlöchert wie ein Sieb, in dem Garten des Schlosses 
lagen wohl an tausend Centner Granatsplitter herum, die Granaten 
aber, welche nicht gezündet hatten, hatte man wie auch sonst in den 
Ortschaften, zu kleinen und großen Pyramiden aufgestapelt, natürlich 
mit vorsichtiger Hand, denn die Unholde bargen noch Tod und 
Verderben. Am 30. Januar entstand aus unbekannter Ursache im 
Schloß Meudon selbst Feuer, welches auch diesen herrlichen Besitz 
in Asche legte. 
Sovres selbst bildete den Hauptanziehungspunkt auf der ganzen 
Vorpostenlinie, denn hier war der Ort, wo die mit Passirschein aus— 
gestatteten Personen aus- und eingehen durften. Das Treiben und 
Gehen von Leuten jeden Schlages und jeden Alters wuchs hier zeit— 
weise so gewaltig an, daß zwei Offiziertrupps angestellt waren, um das 
Passiren zu überwachen. Täglich passirten etwa 500 bis 600 Per— 
sonen. Aber auch sonst war gerade hier der Zudrang von Neu— 
gierigen, namentlich auch der holden Weiblichkeit aller Stände, ein 
ganz gewaltiger. Selbst vornehme Leute kamen heran und nahmen 
dankbar ein ihnen gebotenes Stück Brot an oder sahen erstaunt die 
Artigkeit und Gutmüthigkeit derjenigen, welche man als deutsche 
Bären oder deutsche Horden verschrien hatte. Auch Kaiser Wilhelm 
besuchte Sovres am 3. Februar, St. Cloud am 30. Januar, der 
Kronprinz, der schon wiederholt in der Vorpostenlinie erschienen war, 
besichtigte St. Cloud am 29. Januar, den Mont Balérien zwei 
Tage darauf. Dabei verkehrten seit dem 31. Januar bereits auf 
*) Das größte dieser Geschütze „La belle Josephine“ erhielt deutscherseits 
den neuen Namen Valérie. Im Ganzen wurden auf dem Fort vorgefunden 
107 Geschütze, davon 34 gezogene, 39 glatte Bronzekanonen, 16 Mörser, 5 Hau— 
bitzen mit einem Gesammtgewicht von 3000 Ctr. Bronze.
	        
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