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Disziplin, Alles hatte seinen bestimmten Platz und Zweck. Die
jeder Beschreibung spottende Verwilderung und Verschmutzung der
Kasernements war vollständig beseitigt. Die riesigen Marinegeschütze
aber, welche namentlich hier für eine Fernwirkung von mehr
als 1 Km Aufstellung gefunden hatten, sie lagen oder standen
zum Abmarsch bereit. In Berlin sollten sie als lautsprechende
Zeungen der deutschen Siege eine neue Aufstellung finden im fried—
lichen Sinne.“) Auf dem Fort selbst aber wehte die deutsche Flagge,
ür Feind und Freund ebenfalls den Frieden verkündigend.
Und vom Mont Valbérien ging es nach all den Stellungen,
welche so lange von uns vertheidigt worden waren. Schloß Meudon war
von Granaten durchlöchert wie ein Sieb, in dem Garten des Schlosses
lagen wohl an tausend Centner Granatsplitter herum, die Granaten
aber, welche nicht gezündet hatten, hatte man wie auch sonst in den
Ortschaften, zu kleinen und großen Pyramiden aufgestapelt, natürlich
mit vorsichtiger Hand, denn die Unholde bargen noch Tod und
Verderben. Am 30. Januar entstand aus unbekannter Ursache im
Schloß Meudon selbst Feuer, welches auch diesen herrlichen Besitz
in Asche legte.
Sovres selbst bildete den Hauptanziehungspunkt auf der ganzen
Vorpostenlinie, denn hier war der Ort, wo die mit Passirschein aus—
gestatteten Personen aus- und eingehen durften. Das Treiben und
Gehen von Leuten jeden Schlages und jeden Alters wuchs hier zeit—
weise so gewaltig an, daß zwei Offiziertrupps angestellt waren, um das
Passiren zu überwachen. Täglich passirten etwa 500 bis 600 Per—
sonen. Aber auch sonst war gerade hier der Zudrang von Neu—
gierigen, namentlich auch der holden Weiblichkeit aller Stände, ein
ganz gewaltiger. Selbst vornehme Leute kamen heran und nahmen
dankbar ein ihnen gebotenes Stück Brot an oder sahen erstaunt die
Artigkeit und Gutmüthigkeit derjenigen, welche man als deutsche
Bären oder deutsche Horden verschrien hatte. Auch Kaiser Wilhelm
besuchte Sovres am 3. Februar, St. Cloud am 30. Januar, der
Kronprinz, der schon wiederholt in der Vorpostenlinie erschienen war,
besichtigte St. Cloud am 29. Januar, den Mont Balérien zwei
Tage darauf. Dabei verkehrten seit dem 31. Januar bereits auf
*) Das größte dieser Geschütze „La belle Josephine“ erhielt deutscherseits
den neuen Namen Valérie. Im Ganzen wurden auf dem Fort vorgefunden
107 Geschütze, davon 34 gezogene, 39 glatte Bronzekanonen, 16 Mörser, 5 Hau—
bitzen mit einem Gesammtgewicht von 3000 Ctr. Bronze.