Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

515 — 
Das Land selbst war auch des Krieges jetzt wirklich müde, und 
selbst Gambettas Feuereifer vermochte nichts mehr dagegen. Man 
wartete in Paris nicht einmal sein Einverständniß ab, sondern kapi— 
tulirte, indem man mit dem Feinde im Hinblick auf endgültige 
Friedensabmachungen die Wahl und Einberufung einer neuen 
Volksvertretung, welche ja bisher gefehlt hatte, vereinbarte. 
Damit schon war Gambettas autokratisches Regiment, welches zum 
größten Theil überhaupt nur den langen Widerstand der Franzosen 
zu Wege gebracht hatte, aber eigentlich vom Beginn an verhaßt 
gewesen war, zu Ende. Daß freilich unter den augenblicklichen 
Verhältnissen die deutsche Heeresleitung klug und vorsichtig handelte, 
wenn sie im Südosten den Kriegszustand infolge der Weigerung, 
Belfort zu übergeben, bis zur Beendigung der dortigen Operationen 
aufrecht erhalten ließ und auch durch Besetzung der Forts von 
Paris und sonstige Maßregeln einen gewissen Druck auf die fran— 
zösische Regierung weiter ausübte, lag in der Natur der Dinge. 
Ebenso war es natürlich, daß für einen Theil der Truppen eine 
Art Einzug in die Hauptstadt ausbedungen wurde. 
Das schloß aber Alles nicht aus, daß deutscherseits die 
Friedenshand in gutem Glauben und in gewissenhaftester Weise 
geboten, ja namentlich auch die französische Regierung in ihren 
Maßnahmen unterstützt wurde. Auch die oberste deutsche Heeres— 
leitung hoffte jetzt, daß der Krieg beendet sei, und wollte den 
Friedensschluß nicht durch einseitige Forderungen gefährden. Es ist 
bekannt, wie Kaiser Wilhelm selbst das sonst wichtige Belfort nur 
deshalb nicht weiter beanspruchte, obwohl er mit seinen Berathern 
voraussah, daß damit ein Dank nicht zu ernten sein werde. 
Sechzehntes Kapitel. 
Waffenstillstand. — Friede. 
X Bedingungen, unter welchen Paris kapitulirt hatte, waren 
ein dreiwöchiger, bis zum Mittag des 19. Februar dauernder Waffen— 
stillstand, um der einzuberufenden neuen Nationalversammlung Zeit 
zu lassen, in Bordeaur über Krieg und Frieden zu entscheiden. Alle 
Forts, außer dem von Vincennes, sollten mit vollem Kriegsmaterial 
33*
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.