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bei Orléans in einer Reihe von Gefechten gegenüber der Armee—
abtheilung des Großherzogs von Mecklenburg bei Beaugency und
an dem Walde von Marchenoir gehalten und waren nur zurück—
gegangen, als Theile der Zweiten Armee eingriffen, schließlich hatte jedoch
diese letztere in der Mitte des Januar mit der Armeeabtheilung*)
zusammen die Armee Chancys bei Le Mans*xx) völlig geschlagen.
Ebenso war zwar aus anderen Theilen der ehemaligen Loire-Armee
und neuaufgestellten Korpso im Südosten eine neue Armee unter
General Bourbaki entstanden und hatte auch versucht, das
XIV. Armeekorps aus seinen Stellungen zu vertreiben und das
umschlossene Belfort zu entsetzen. Der Widerstand, den jenes Korps
unter General v. Werder aber an der Loraine mehrere Tage
lang***) gegen diese große Uebermacht leistete, und die Ankunft
einer deutscherseits neugebildeten Süd-Armee unter General v. Man—
teuffel auf diesem Kriegsschauplatze hatten die Aussichten für die
Armee Bourbakis derartig auf Nichts gestellt, daß auch ihre Be—
seitigung nur noch eine Frage der Zeit schien. Endlich war auch
die Nord-Armee der Franzosen von General v. Goeben, dem Führer
der gegen sie operirenden deutschen Ersten Armee, bei St. Quentin
(am 19. Januar 1871) völlig geschlagen worden. Für Paris selbst
war damit jede Hoffnung auf Hülfe von außen entschwunden, und
wenn auch durch unsere Beschießung nur eine Reihe Außenwerke und
mehrere wichtigere Forts zum Schweigen gebracht worden waren,
die große mit schwerem Geschütz ausgerüstete Stadtumwallung aber
noch vollkommen vertheidigungsfähig dastand, so konnte doch von
einem weiteren Widerstande nicht viel erwartet werden. Die
Hungersnoth stand dazu so drohend vor der Thür, daß nur noch
die reichsten Leute die Preise bezahlen konnten, die auf den gewöhn—
lichsten Lebensmitteln lagen. Feuerungs- und Beleuchtungsmaterial
kostete unerschwingliche Summen, und schon längst war bei dem
ungewöhnlich harten Winter zu all dem Brennmaterial gegriffen
worden, wie es bei uns schon nicht anders sein konnte, und längst
lagen die zuerst so strahlend erleuchteten Prachtstraßen der Weltstadt
in tiefstes Dunkel gehüllt. Die Sterblichkeit in der Bevölkerung hatte
ganz entsetzlich zugenommen.
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Ohne das nach Paris zurückgekehrte J. bayerische Korps.
Vom 6. bis 12. Januar 1871.
Vom 15. bis 17. Januar 1871.