Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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bündet hatten. Der Kampf hatte in Ungarn, in Dalmatien und auf 
Morea*) schon Jahre lang getobt, die Türken waren immer mehr 
zurückgedrängt worden, und wenn auch die Art der „Griechen— 
Befreiung“, welche jetzt folgte, wenig der christlichen Lehre von der 
Gnade und dem Erbarmen entsprach, so trugen doch die Erfolge 
wenigstens äußerlich die Devise „zur Ehre Gottes“. Die türkische 
Macht war seit dem mißlungenen Versuche gegen Wien**) wenigstens 
innerlich gebrochen, das Heer nicht mehr das eroberungslustige, 
sanatisch begeisterte wie früher, selbst die Janitscharen waren bequem 
und verbürgert, die Spahis verweichlicht und verbauert, die Flotte 
war verfallen; der Türke ist ja auch nicht zum Seemann geboren. 
Nur noch die zähe Ausdaner der Türken, wie wir sie auch in 
unseren Tagen gesehen haben, war übrig. 
Von den Gliedern der heiligen Liga war freilich auch nicht so 
viel zu erwarten, wie man hätte annehmen können. Polen, dessen 
ritterlicher König, Johann Sobieski, nur durch die allergrößten 
Opfer bei dem türkischen Zuge gegen Wien zum Beistande ver— 
anlaßt worden war, hielt sich mit Weiterem zurück. Venedig 
war zwar noch immer das stolze, glänzende, wie in den besten 
Zeiten seiner fast 1200 jährigen Weltherrschaft, aber es hatte doch 
nur den äußeren Schein des Ansehens und der Macht, die es früher 
besessen hatte. Sein Kriegswesen war vollständig vernachlässigt, das 
Heer verwöhnte Söldnerscharen, deren man nur sicher war, so— 
lange der Staatsschatz gefüllt blieb. Das war freilich auch jetzt 
noch der Fall, den Hauptnutzen davon zogen aber trotz aller ge— 
machten Erfahrungen die alten Adelsgeschlechter, die die Gewalt in 
der Republik noch mehr ausübten, als es jemals in einer Monarchie 
hätte geschehen können. In Griechenland selbst besaß Venedig nur 
noch wenige Punkte. 
Das hessische Regiment Prinz Carl war mit vielen anderen 
deutschen Truppentheilen, lüneburgischen, churfürstlich sächsischen, 
waldeckschen, darmstädtischen, meiningischen u. s. f. in den Verband 
*) Morea (im Alterthum Peloponnes genannt), ist die südliche Halbinsel 
von Griechenland. 
*x) Am 14. Juli 1683 war ein 200000 Mann starkes Türkenheer unter 
dem Großvezir Kara Mustapha vor Wien erschienen, welches durch Graf Rüdiger 
v. Starhemberg entschlossen vertheidigt, dann aber durch Herzog Karl von Loth— 
ringen, den Polenkönig Johann Sobieski und die Kurfürsten von Bayern und 
Sachsen entsetzt wurde.
	        
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