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bündet hatten. Der Kampf hatte in Ungarn, in Dalmatien und auf
Morea*) schon Jahre lang getobt, die Türken waren immer mehr
zurückgedrängt worden, und wenn auch die Art der „Griechen—
Befreiung“, welche jetzt folgte, wenig der christlichen Lehre von der
Gnade und dem Erbarmen entsprach, so trugen doch die Erfolge
wenigstens äußerlich die Devise „zur Ehre Gottes“. Die türkische
Macht war seit dem mißlungenen Versuche gegen Wien**) wenigstens
innerlich gebrochen, das Heer nicht mehr das eroberungslustige,
sanatisch begeisterte wie früher, selbst die Janitscharen waren bequem
und verbürgert, die Spahis verweichlicht und verbauert, die Flotte
war verfallen; der Türke ist ja auch nicht zum Seemann geboren.
Nur noch die zähe Ausdaner der Türken, wie wir sie auch in
unseren Tagen gesehen haben, war übrig.
Von den Gliedern der heiligen Liga war freilich auch nicht so
viel zu erwarten, wie man hätte annehmen können. Polen, dessen
ritterlicher König, Johann Sobieski, nur durch die allergrößten
Opfer bei dem türkischen Zuge gegen Wien zum Beistande ver—
anlaßt worden war, hielt sich mit Weiterem zurück. Venedig
war zwar noch immer das stolze, glänzende, wie in den besten
Zeiten seiner fast 1200 jährigen Weltherrschaft, aber es hatte doch
nur den äußeren Schein des Ansehens und der Macht, die es früher
besessen hatte. Sein Kriegswesen war vollständig vernachlässigt, das
Heer verwöhnte Söldnerscharen, deren man nur sicher war, so—
lange der Staatsschatz gefüllt blieb. Das war freilich auch jetzt
noch der Fall, den Hauptnutzen davon zogen aber trotz aller ge—
machten Erfahrungen die alten Adelsgeschlechter, die die Gewalt in
der Republik noch mehr ausübten, als es jemals in einer Monarchie
hätte geschehen können. In Griechenland selbst besaß Venedig nur
noch wenige Punkte.
Das hessische Regiment Prinz Carl war mit vielen anderen
deutschen Truppentheilen, lüneburgischen, churfürstlich sächsischen,
waldeckschen, darmstädtischen, meiningischen u. s. f. in den Verband
*) Morea (im Alterthum Peloponnes genannt), ist die südliche Halbinsel
von Griechenland.
*x) Am 14. Juli 1683 war ein 200000 Mann starkes Türkenheer unter
dem Großvezir Kara Mustapha vor Wien erschienen, welches durch Graf Rüdiger
v. Starhemberg entschlossen vertheidigt, dann aber durch Herzog Karl von Loth—
ringen, den Polenkönig Johann Sobieski und die Kurfürsten von Bayern und
Sachsen entsetzt wurde.