Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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Feier anwesend. Premierlieutenant v. Poseck wurde bei dieser Gelegen— 
heit von Seiten Seiner Kaiserlichen und Königlichen Hoheit dem 
Kronprinzen durch huldvolle Ansprache ausgezeichnet. 
Am 19. Januar erfolgte vom Mont Valsrien aus ein großer 
letzter Ausfall gegen das V. Armeekorps. Der Kampf dauerte mit 
großem Ungestüm den ganzen Tag hindurch, die 21. Division wurde 
auch alarmirt und rückte in die früher besprochenen Stellungen ein; zu 
einer weiteren Verwendung derselben kam es jedoch nicht. Erst 
pät erfolgte andererseits die Ablösung der Vorposten und ihr Ein⸗ 
cücken in die Quartiere, namentlich da der Feind noch mit starken 
Massen in der Nähe des Mont Valérien stehen geblieben war. 
Am 23. Januar erfolgte wieder das Beziehen der Vorposten 
durch das Regiment. Der rechte Flügel wurde, da er unter allen 
Umständen die Belagerungs-Batterie sichern sollte, möglichst ver— 
stärkt, und so rückte das J. Bataillon nach Fleury selbst, während 
das I1J. den Abschnitt Clamart —Fleury, das II. Bataillon Dorf 
Meudon und Le Val besetzte. Das J. Bataillon löste sich dann mit 
dem III. Bataillon in dem erstgenannten Abschnitt tageweise ab. 
Am 26. Jamuar meldete der Abschnittskommandeur von Séèvres 
(82. Regiment) dem als Vorpostenkommandeur funktionirenden 
Kommandeur des Regiments, daß soeben Jules Favre, der am 
23. Januar als Parlamentär nach Versailles gegangen war, von 
dort nach Paris zurückgekehrt sei, um am nächsten Morgen mit 
einem französischen General zum Abschluß der Kapitulation wieder 
zu erscheinen. Laut Vereinbarung sollte von Mitternacht ab der 
Geschützkampf eingestellt werden. Wie um diese Nachricht noch in 
letzter Stunde Lügen zu strafen, donnerten freilich den ganzen Abend 
bis kurz vor der bezeichneten Frist von allen Forts und Bastionen 
der Stadtumwallung die französischen Batterien und fanden ununter— 
brochenen Nachklang von den diesseitigen Batterien her. Die 
Bataillone lagen nur noch wenige hundert Meter von den feindlichen 
Vorposten entfernt. Die Nacht war sternhell, und unaufhörlich zuckten 
die Blitze der Geschütze bald hier, bald dort durch die Nacht; lange 
feurige Streifen hinter sich zurücklassend, sausten die Bomben einher, 
während noch ganz in der Nähe die Pioniere Sprengungen aus— 
führten und das wieder in Brand gerathene Schloß St. Cloud 
anaufhörlich Rauchwolken, von heißen Stichflammen durchglüht, 
zum Himmeel sandte. Seit Langem hatte man nicht so den vollen 
Eindruck des Krieges mit all seinen Schrecken und Verheerungen
	        
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