Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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aber wurden von den Soldaten auf den Arm genommen, und diejenigen, 
welche einer Unterstützung bedurften, sorglich gestützt und gefüührt. So 
ging es hinein in die dunkle Nacht nach dem noch zwei Stunden ent— 
fernten Versailles, welches nach beschwerlichem Marsch gegen Morgen 
erreicht wurde. Die Mannschaften des Begleitkommandos aber kehrten 
zu den Kompagnien mit der Versicherung zurück, daß sie wohl schwere 
Last mit den armen Obdachlosen gehabt hätten, aber doch glücklich 
seien, sie alle in sichere Obhut abgeliefert zu haben. Trotz des 
Absuchens der Ortschaften nach Einwohnern waren übrigens doch 
noch einzelne von ihnen unbemerkt zurück geblieben. Nachdem man 
sie entdeckt hatte, wurden sie den ganzen Monat Januar hindurch 
geradezu von unseren Mannschaften und Offizieren erhalten und, 
wo es nöthig war, gepflegt. Lösten sich die Vorposten gegenseitig 
ab, so wurden solche Personen geradezu überliefert, auch wurde für 
kleine Kinder und Kranke Milch, Weißbrot und kräftigende Kost an— 
gekauft und für dieselben mit auf Vorposten genommen. Rührend 
war natürlich auch die Dankbarkeit all dieser armen Leute; sie ver— 
sicherten immer wieder, wie gut die deutschen Soldaten wären im 
Gegensatz zu ihren eigenen Landsleuten, die ihnen nur Alles weg— 
genommen oder zerstört hätten. 
Wie erwähnt, hatte das Regiment gerade bei Beginn der Be— 
schiedung den Vorpostendienst. Am 6. Januar davon abgelöst, 
mußten die Bataillone bereits am 8. Januar wieder auf Vorposten 
ziehen. Das J. Bataillon kam nach Villebon, das II. nach Meudon, 
das III. nach Fleury. Am H. Januar erfolgte das Vorschieben der 
Vorposten bis Notre Dame de Clamart und Le Val, am 12. Januar 
die Ablösung derselben. Am Abend des 11. Januar hatten im 
Fort Issy die Kasernements infolge der Beschießung zu brennen 
begonnen. 
Am 15. Januar bezogen die Bataillone des Regiments die 
Vorposten, wobei die Schanzen von Notre Dame de Clamart durch 
2 Kompagnien des J. Bataillons besetzt wurden. Der 18. Januar, 
der Tag der Proklamirung des Deutschen Kaiserreiches im alten 
Königschlosse zu Versailles, fand somit das Regiment selbst auf Vor— 
posten. Jedoch war von ihm eine Deputation unter Premier— 
lieutenant v. Poseck, bestehend aus der Fahne des J. Bataillons, 
dem Feldwebel Geßner der 6. Kompagnie, Feldwebel Gedicke der 
12. Kompagnie und Feldwebel Tromsdorf der 10. Kompagnie, Letzterer 
geschmückt mit dem Eisernen Kreuze 1. Klasse, bei der unvergeßlichen
	        
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