Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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'and sich in dem Nahfeuer einer am Bahnhof Issy verdeckt 
aufgestellten, sehr lästig fallenden feindlichen Mörser-Batterie. Zwei 
Züge lagen in den Laufgräben der dort schon von den Franzosen 
angelegten und jetzt nur aptirten Schanze auf schlechtem Stroh bei 
5Grad Kälte, ein Zug befand sich in dem Blockhause derselben, 
nachdem sich die Benutzung der Kellerräume in den benachbarten 
Villen als unmöglich erwiesen hatte. Bei einer Besichtigung dieser 
Keller durch den Bataillonskommandeur, Major v. Below, stellte es 
sich heraus, daß dieselben sämmtlich wie Siebe durchlöchert waren. 
Auch von der feindlichen Infanterie litten nunmehr die Vorposten 
weniger als früher, da ihnen eine Beantwortung des feindlichen 
Feuers jetzt erlaubt worden war und sie neben den Wallbüchsen auch 
eine Anzahl Chassepotgewehre überwiesen bekamen. 
Ein Vorkommniß bei Beginn der Beschießung und Ein— 
nahme der neuen Vorpostenstellung muß noch erwähnt werden, weil 
dasselbe so recht geeignet zu sein scheint, den verständigen und guten 
Geist unserer Leute zu beweisen. Es war Befehl gegeben, die vor— 
liegenden Dörfer und Höhen Anfang Januar nach ihren Einwohnern 
abzusuchen, um diese aus dem Bereich des Artilleriekampfes, zunächst 
bis Versailles zu schaffen. Aehnlich war bereits bei der Besetzung 
von Belleville und Sovres verfahren worden. Das Absuchen begann. 
Die 5. und 6. Kompagnie, die sich in der Orangerie von Schloß 
Meudon befanden, sollten die aufgegriffenen Leute, nachdem sie dort 
abgeliefert worden, weiter schaffen. Zwischen 7 und 9 Uhr abends 
varen etwa 70 Personen jeden Alters und Geschlechtes abgeliefert, 
neistens aber nur Greise und Frauen mit kleinen Kindern, oder Kranke, 
die zum Theil erst aus dem Bett geholt und nothdürftig bekleidet 
varen und einen bejammernswerthen Eindruck machten. Beim An— 
blick so vielen Elendes brachten die Mannschaften der genannten 
Kompagnien herbei, was sie hatten, beschenkten die armen Leute mit 
Geld, mit Nahrungsmitteln und Decken, und als um 10 Uhr abends 
der Zug mit einem Begleitkommando sich nach Versailles in Be— 
wegung setzte, bot derselbe einen ganz eigenen Anblick. Die Mann— 
schaften des Begleitkommandos hatten darum gebeten, den armen 
Leuten behilflich sein zu können, und das war ihnen auch erlaubt 
worden. Sofort waren einige Schubkarren und Tragegestelle be— 
ichafft, und es dauerte nicht lange, so hatte man die ganz alten und 
gebrechlichen oder kranken Personen darauf gebettet, wie es ging, 
und so erst setzte sich der Zug in Bewegung. Die kleinen Kinder
	        
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