Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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Mann Verlust (durch Verwundung), wurde dann aber wieder zurück— 
gezogen, weil sie über die ursprünglich ins Auge gefaßte Linie vor— 
zedrungen war. Auch die feindlichen Vorposten gingen in eine rück— 
wärtige Linie zurück. 
Des dichten Nebels wegen wurde am 3. Januar die Beschießung 
noch nicht begonnen, und so erhielt man Zeit, die neuen Infanterie— 
stellungen durch Barrikaden, Verhaue und Schützengräben zu ver— 
stärken, Arbeiten, die übrigens diesmal durch Pionier-Kompagnien aus— 
geführt wurden. Soweit es möglich war, wurden die Feldwachen 
und Replis in bombensicheren Räumen untergebracht. 
Am 5. Januar um 9/ Uhr vormittags begann endlich die 
langersehnte Beschießung, das große Konzert der deutschen Batterien. 
Die Vorposten athmeten trotz der größeren Nähe an den feindlichen 
Linien und Werken auf. Die feindliche Artillerie, die noch vor 
Kurzem recht lästig geworden war, hatte jetzt keine Zeit und Lust 
mehr, sich mit der Beschießung unserer Vorposten zu befassen, und 
vermochte sich selbst nur gegen das Feuer der deutschen Belagerungs— 
geschütze zu wehren. Wo sich die Vorposten daher nicht wie bei 
Clamart und Meudon dicht vor der feindlichen Infanterie eingenistet 
hatten, sahen die Truppen der Beschießung wie einem großartigen 
Feuerwerk zu. In dem Abschnitt Bellevue fuhren sogar unsere 
Füsiliere auf der sonst so gefährdet gewesenen großen Avenue mit 
Velocipeden spazieren, die sie in den Villen vorgefunden hatten, und 
berspotteten den langsamen Gang der wenigen Granaten, die noch 
diese Richtung einschlugen. 
Auch die Lage der Vorposten bei Clamart und Fleury, so schwierig 
sie namentlich bei vorschreitendem Artillerieangriffe noch wurde, hatte 
ihre interessanten Seiten. Die Straße von Clamart nach Fleury, 
an welche 1 Kompagnie u. A. zum Schutz von 2 Batterien, Nr. 19 
und 20,*) in eine Gipsmühle vorgeschoben wurde, überschüttete der 
Feind derartig mit Granaten, daß man während zwei Stunden 
237 Fehlschüsse zählte. Die Gipsmühle selbst wurde nie getroffen. 
Das Ganze machte den Eindruck, als ob entweder blind darauf los— 
Jeschossen wurde oder die Munition durchaus schlecht war. Auf der 
anderen Seite war 1 Kompagnie nach der Batterie Nr. 23*) auf 
der Höhe von Notre Dame de Clamart vorgeschoben, und diese be— 
*) Vergl. Kriegsgeschichtliche Einzelschriften Heft 4, S. 80 ff. Alles drei 
aachträglich erbaute Batterien der Südfront. Batterie 19 eröffnete ihr Feuer 
am 10., Batterie 20 am 11., Batterie 23 am 12. Januar.
	        
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