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Mann Verlust (durch Verwundung), wurde dann aber wieder zurück—
gezogen, weil sie über die ursprünglich ins Auge gefaßte Linie vor—
zedrungen war. Auch die feindlichen Vorposten gingen in eine rück—
wärtige Linie zurück.
Des dichten Nebels wegen wurde am 3. Januar die Beschießung
noch nicht begonnen, und so erhielt man Zeit, die neuen Infanterie—
stellungen durch Barrikaden, Verhaue und Schützengräben zu ver—
stärken, Arbeiten, die übrigens diesmal durch Pionier-Kompagnien aus—
geführt wurden. Soweit es möglich war, wurden die Feldwachen
und Replis in bombensicheren Räumen untergebracht.
Am 5. Januar um 9/ Uhr vormittags begann endlich die
langersehnte Beschießung, das große Konzert der deutschen Batterien.
Die Vorposten athmeten trotz der größeren Nähe an den feindlichen
Linien und Werken auf. Die feindliche Artillerie, die noch vor
Kurzem recht lästig geworden war, hatte jetzt keine Zeit und Lust
mehr, sich mit der Beschießung unserer Vorposten zu befassen, und
vermochte sich selbst nur gegen das Feuer der deutschen Belagerungs—
geschütze zu wehren. Wo sich die Vorposten daher nicht wie bei
Clamart und Meudon dicht vor der feindlichen Infanterie eingenistet
hatten, sahen die Truppen der Beschießung wie einem großartigen
Feuerwerk zu. In dem Abschnitt Bellevue fuhren sogar unsere
Füsiliere auf der sonst so gefährdet gewesenen großen Avenue mit
Velocipeden spazieren, die sie in den Villen vorgefunden hatten, und
berspotteten den langsamen Gang der wenigen Granaten, die noch
diese Richtung einschlugen.
Auch die Lage der Vorposten bei Clamart und Fleury, so schwierig
sie namentlich bei vorschreitendem Artillerieangriffe noch wurde, hatte
ihre interessanten Seiten. Die Straße von Clamart nach Fleury,
an welche 1 Kompagnie u. A. zum Schutz von 2 Batterien, Nr. 19
und 20,*) in eine Gipsmühle vorgeschoben wurde, überschüttete der
Feind derartig mit Granaten, daß man während zwei Stunden
237 Fehlschüsse zählte. Die Gipsmühle selbst wurde nie getroffen.
Das Ganze machte den Eindruck, als ob entweder blind darauf los—
Jeschossen wurde oder die Munition durchaus schlecht war. Auf der
anderen Seite war 1 Kompagnie nach der Batterie Nr. 23*) auf
der Höhe von Notre Dame de Clamart vorgeschoben, und diese be—
*) Vergl. Kriegsgeschichtliche Einzelschriften Heft 4, S. 80 ff. Alles drei
aachträglich erbaute Batterien der Südfront. Batterie 19 eröffnete ihr Feuer
am 10., Batterie 20 am 11., Batterie 23 am 12. Januar.