Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

506 — 
Winter in einem solchen Grade ein, wie er in Frankreich seit Jahr— 
zehnten nicht erlebt worden war. Die dafür nicht geeigneten Kamin— 
heizungen der Franzosen brachten deutsche Gemüther schier ebenso in 
Verzweiflung als ihre Gegner, die thatsächlich manchen Verlust in 
hren Reihen durch die große Kälte hatten. 
Die Pariser Besatzung selbst wurde ferner bedeutend aktionslustiger 
und mißtrauischer, und da das Schießen bei den deutschen Vorposten 
untersagt wurde, um die Muunitionsverschwendung nicht zur 
Gewohnheit werden zu lassen und wenigstens einigermaßen der Un— 
ruhe und Belästigung der Truppen in ihren Quartieren durch Alarm— 
schüsse und Alarmirungen vorzubeugen, so war der Erfolg von alle— 
dem ein ganz bedeutend verantwortlicherer Vorpostendienst. 
Ebenso wurden auch, wie gesagt, die Arbeiten an Verschanzungen 
und Batteriebauten immer häufiger. Mächtige Verhaue zogen sich 
von der sogenannten Bayernschanze an der Moulin de la Tour 
de Crouy südöstlich Clamart aus in nordwestlicher Richtung bei 
Meudon vorüber bis zur Jägerschanze und setzten sich nach kurzer 
Unterbrechung südlich Ville d'Avray fort, während die Gehöfte, Villen, 
Schlösser und Häuserkomplexe nördlich dieser Linie zu einer ununter— 
brochenen Reihe von Laufgräben, Barrikaden, Blockhäusern und 
sonstigen Vertheidigungsbauten umgeschaffen wurden. Das Ganze glich 
nehr und mehr einer Festung, die nur wieder durch eine Belagerung ein— 
zunehmen war. Hinzu kam, daß viele dieser den Leuten ungewohnten 
Arbeiten in der Nacht ausgeführt werden mußten. Kaum von 
Vorposten abgelöst, mußten die Mannschaften wieder heraus, 
um erst am grauenden Morgen die« wohlverdiente Ruhe in ihren 
Quartieren zu erlangen. 
Es war unter diesen Umständen ein Glück, daß die Verpflegung 
jetzt eine bessere und regelmäßigere geworden war; man konnte fast 
sagen, daß die wenigsten Soldaten des Regiments je in ihrem Leben 
so gut und reichlich zu leben hatten wie damals vor Paris. Auch 
der Gesundheitszustand hob sich dementsprechend trotz der großen An— 
strengungen, die auszuhalten waren. 
Am 29. November zog das II. Bataillon nach Bellevue auf 
Vorposten, aber auch die beiden anderen Bataillone mußten infolge 
jenes großen Ausfalles der Pariser Armee gegen die Stellungen der 
Württemberger und des JIJ. Armeekorps bei Bry—Champigny nach 
Villebon (III. Bataillon) und der Zündhütchenfabrik (J. Bataillon)
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.