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Winter in einem solchen Grade ein, wie er in Frankreich seit Jahr—
zehnten nicht erlebt worden war. Die dafür nicht geeigneten Kamin—
heizungen der Franzosen brachten deutsche Gemüther schier ebenso in
Verzweiflung als ihre Gegner, die thatsächlich manchen Verlust in
hren Reihen durch die große Kälte hatten.
Die Pariser Besatzung selbst wurde ferner bedeutend aktionslustiger
und mißtrauischer, und da das Schießen bei den deutschen Vorposten
untersagt wurde, um die Muunitionsverschwendung nicht zur
Gewohnheit werden zu lassen und wenigstens einigermaßen der Un—
ruhe und Belästigung der Truppen in ihren Quartieren durch Alarm—
schüsse und Alarmirungen vorzubeugen, so war der Erfolg von alle—
dem ein ganz bedeutend verantwortlicherer Vorpostendienst.
Ebenso wurden auch, wie gesagt, die Arbeiten an Verschanzungen
und Batteriebauten immer häufiger. Mächtige Verhaue zogen sich
von der sogenannten Bayernschanze an der Moulin de la Tour
de Crouy südöstlich Clamart aus in nordwestlicher Richtung bei
Meudon vorüber bis zur Jägerschanze und setzten sich nach kurzer
Unterbrechung südlich Ville d'Avray fort, während die Gehöfte, Villen,
Schlösser und Häuserkomplexe nördlich dieser Linie zu einer ununter—
brochenen Reihe von Laufgräben, Barrikaden, Blockhäusern und
sonstigen Vertheidigungsbauten umgeschaffen wurden. Das Ganze glich
nehr und mehr einer Festung, die nur wieder durch eine Belagerung ein—
zunehmen war. Hinzu kam, daß viele dieser den Leuten ungewohnten
Arbeiten in der Nacht ausgeführt werden mußten. Kaum von
Vorposten abgelöst, mußten die Mannschaften wieder heraus,
um erst am grauenden Morgen die« wohlverdiente Ruhe in ihren
Quartieren zu erlangen.
Es war unter diesen Umständen ein Glück, daß die Verpflegung
jetzt eine bessere und regelmäßigere geworden war; man konnte fast
sagen, daß die wenigsten Soldaten des Regiments je in ihrem Leben
so gut und reichlich zu leben hatten wie damals vor Paris. Auch
der Gesundheitszustand hob sich dementsprechend trotz der großen An—
strengungen, die auszuhalten waren.
Am 29. November zog das II. Bataillon nach Bellevue auf
Vorposten, aber auch die beiden anderen Bataillone mußten infolge
jenes großen Ausfalles der Pariser Armee gegen die Stellungen der
Württemberger und des JIJ. Armeekorps bei Bry—Champigny nach
Villebon (III. Bataillon) und der Zündhütchenfabrik (J. Bataillon)