Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

vor dem Feinde, 19 an Krankheit, und von der Mannschaft sahen 
ihre Heimath nur 184 Mann wieder. 
Der Zug nach Griechenland 1687/88. 
Das Regiment Prinz Carl (der Chef war der erst siebenjährige 
Prinz Carl) hatte zehn Kompagnien. Die Bewaffnung bestand aus 
der damals neuen Flinte mit Steinschloß und aufpflanzbarem Ba— 
sonett, die Bekleidung aus einem Rock mit weißgrauem Tuch und 
gelben Aufschlägen, einem Regenrock mit Kapuze, einem Halstuch, 
zwei Hemden, kalbsfellenen Hosen, wollenen weißgrauen Strümpfen, 
ichwarzem Hut mit silberner Schnur eingefaßt, die Ausrůstung endlich 
aus Kalbfellranzen, Patrontasche und Leibgehäng für das Bajonett. 
Die Grenadiere trugen Grenadierkappen anstatt der Hüte. Der 
Etat der Kompagnie war 1 Kapitän, 1 Lieutenant, 1 Fähnrich, 
2 Sergeanten, 1 Fourier, 1 Kapitän d'armes, 1 Fahnenjunker, 
3 Korporals, 2 Tambours, 12 Gefreiten, 74 Gemeinen, 1 Feldscheer. 
Von Hersfeld trat das Regiment am 23. April seinen Marsch 
nach dem Venetianischen an und gelangte über Füßen bis Mitte 
Juni nach Borghetto, wo es von einem Abgesandten der Republik 
Venedig empfangen wurde. Nach Abhaltung einer Heerschau bei Verona 
zgelangte es dann zu Wasser am 26. Juni nach Venedig selbst, 
nachdem es unterwegs bereits einen heftigen Sturm hatte aushalten 
müssen. Die Venetianer zollten der schönen Erscheinung und straffen 
Ordnung der Hessen die größte Bewunderung und kargten nicht bei 
der Verleihung der bei ihnen üblichen Werbungs- und Ausrüstungs⸗ 
geschenke. Auch das großartige, verschwenderische und stolze Leben 
des Phönix unter den Städten, der schönen und wunderbar gelegenen 
Lagunenstadt, erschien dem deutschen Soldaten von Anfang an als 
ein günstiges Vorzeichen für die Zukunft, und gar Mancher pries 
sich glücklich, den Zug mitgemacht zu haben. Wie schnell sollten 
diese schönen Hoffnungen erblassen, wieviel Mißgeschick, Elend, Un— 
gemach und Entbehrung sollte die Zukunft mit sich bringen. 
Der Kampf, um den es sich handelte, war einer der letzten 
Akte gegen die Ungläubigen, der 14. Kreuzzug gegen die Türken— 
herrschaft, und obwohl auch in diesem soviel andere, recht irdische 
Interessen mitspielten, so glaubten doch all die Tausende, welche 
jetzt mitzogen, an das hohe Ziel der „heiligen Liga“, zu welcher 
Desterreich, Polen, der Papst und die Republik Venedig sich ver—
	        
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