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werthvoller Flüssigkeit, so daß die Maunnschaften täglich pro Kopf
1 bis 12/2 Flaschen Rothwein erhalten konnten. Noch beim Abmarsch
des Regiments aus dieser Gegend war der Keller nicht vollständig
geleert, obgleich schließlih die ganze 21. Division dort Wein holte
und selbst von den beiden Nachbarkorps, dem II. bayerischen, das
von der Bievre bis zum Walde von Meudon Quartiere hatte,
und dem V. Korps, dessen rechter Flügel bei St. Cloud an den
linken der Division anschloß, Weinkommandos kamen.
Auch für gutes Bier war, wie gesagt, gesorgt. Das Ober—
kommando des III. Armeekorps hatte einem Brauer in Sévres,
deutscher Herkunft, erlaubt, Bier zu brauen, und gar bald war die
Brasserie Reinhardt das Stelldichein für die oft recht durstigen
Offiziere, Unteroffiziere und Füsiliere des Regiments.
Auch mit den steten Begrüßungen von Seiten der französischen
Monstregeschütze fand man sich gut genug ab. Zwar zerschmetterten
die schweren Schiffsgranaten manchmal einen Theil des Hauses
oder krepirten mit furchtbarem Schlag und Knall in einem der
prächtigen Gärten, aber auch hier unterhielt man sich bald, da
wegen der hohen Lage der diesseitigen Stellungen sonst kein Unglück
eintrat, lieber damit, zu beobachten, wie auf den Wällen der Forts
oder der Stadtumwallung ganze Gruppen der schönen Pariserinnen
mit Antheil nahmen an den Schießübungen ihrer Truppen. Mit
Hülfe eines guten Krimstechers konnte man hier die schönsten Studien
machen. Der gute Humor unserer Leute überwand sogar die viel—
leicht noch unangenehmeren Eindrücke des feindlichen Gewehrfeuers
Auf der schönen Brücke von Sövres spielte sich unter Anderem
folgende recht lustige Scene ab. Schon längst war gerade hier die
„Knallerei“ fast sportsmäßig betrieben worden, und die Franzosen
hatten unglaubliche Mengen von Patronen dabei bereits verbraucht.
Auf beiden Ufern der Seine durch Verschanzungen aller Art um—
rahmt und geschlossen, war diese Brücke trotz der an ihr von den
Franzosen versuchten Zerstörung doch noch für die etwa geschehenden
Verhandlungen der Parlamentäre benutzt worden. Daß diese Ver—
handlungen natürlich unter Ausschluß der Oeffentlichkeit stattfanden,
aber doch wieder von allen Seiten mit Neugier, ja mit Argusaugen
bewacht wurden, war klar.
Eines Morgens beim Nebelgrauen verstärkte sich das Feuer
an der Brücke in ganz ungewohntem Maße, und Jedermann stürzte
an den oder jenen Ausguck, um über die Ursache klar zu werden.
Geschichte des Füs. Regts. von Gersdorff (Hess.) Nr. 80. 82