Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

497 
werthvoller Flüssigkeit, so daß die Maunnschaften täglich pro Kopf 
1 bis 12/2 Flaschen Rothwein erhalten konnten. Noch beim Abmarsch 
des Regiments aus dieser Gegend war der Keller nicht vollständig 
geleert, obgleich schließlih die ganze 21. Division dort Wein holte 
und selbst von den beiden Nachbarkorps, dem II. bayerischen, das 
von der Bievre bis zum Walde von Meudon Quartiere hatte, 
und dem V. Korps, dessen rechter Flügel bei St. Cloud an den 
linken der Division anschloß, Weinkommandos kamen. 
Auch für gutes Bier war, wie gesagt, gesorgt. Das Ober— 
kommando des III. Armeekorps hatte einem Brauer in Sévres, 
deutscher Herkunft, erlaubt, Bier zu brauen, und gar bald war die 
Brasserie Reinhardt das Stelldichein für die oft recht durstigen 
Offiziere, Unteroffiziere und Füsiliere des Regiments. 
Auch mit den steten Begrüßungen von Seiten der französischen 
Monstregeschütze fand man sich gut genug ab. Zwar zerschmetterten 
die schweren Schiffsgranaten manchmal einen Theil des Hauses 
oder krepirten mit furchtbarem Schlag und Knall in einem der 
prächtigen Gärten, aber auch hier unterhielt man sich bald, da 
wegen der hohen Lage der diesseitigen Stellungen sonst kein Unglück 
eintrat, lieber damit, zu beobachten, wie auf den Wällen der Forts 
oder der Stadtumwallung ganze Gruppen der schönen Pariserinnen 
mit Antheil nahmen an den Schießübungen ihrer Truppen. Mit 
Hülfe eines guten Krimstechers konnte man hier die schönsten Studien 
machen. Der gute Humor unserer Leute überwand sogar die viel— 
leicht noch unangenehmeren Eindrücke des feindlichen Gewehrfeuers 
Auf der schönen Brücke von Sövres spielte sich unter Anderem 
folgende recht lustige Scene ab. Schon längst war gerade hier die 
„Knallerei“ fast sportsmäßig betrieben worden, und die Franzosen 
hatten unglaubliche Mengen von Patronen dabei bereits verbraucht. 
Auf beiden Ufern der Seine durch Verschanzungen aller Art um— 
rahmt und geschlossen, war diese Brücke trotz der an ihr von den 
Franzosen versuchten Zerstörung doch noch für die etwa geschehenden 
Verhandlungen der Parlamentäre benutzt worden. Daß diese Ver— 
handlungen natürlich unter Ausschluß der Oeffentlichkeit stattfanden, 
aber doch wieder von allen Seiten mit Neugier, ja mit Argusaugen 
bewacht wurden, war klar. 
Eines Morgens beim Nebelgrauen verstärkte sich das Feuer 
an der Brücke in ganz ungewohntem Maße, und Jedermann stürzte 
an den oder jenen Ausguck, um über die Ursache klar zu werden. 
Geschichte des Füs. Regts. von Gersdorff (Hess.) Nr. 80. 82
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.