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allen Luxus der Welt, wenn auch zu geradezu unerhörten Preisen.
Später wurde es in gewisser Beziehung noch schlimmer, weil die
Rinderpest ausbrach und damit die Periode des Hammelfleisches
und der Erbswurst begann, die viel verrufene Periode des ewigen
Einerleies.
Der deutsche Humor überwand allerdings manches von diesen
oft alles Maß übersteigenden Entbehrungen, Strapazen und Mühen.
Es ist bekannt, wie die einzelnen Barrikaden, Blockhäuser und
raufgräben ausgestattet wurden mit allen erdenklichen Theilen einer
prächtigen und luxuriösen Hauseinrichtung, daß manches schöne und
hequeme Sopha, manches klangvolle Klavier dort Aufstellung erhielt,
daß viele herrliche Stücke aus der Porzellanfabrik in Sèvres
einen Gebrauch fanden, der seltsam abstach von dem reichen Schmuck
und der künstlerischen Gliederung der Waare. Hier war es ähnlich.
Aus den vielen Landhäusern und Schlössern entnahm man, was an
brauchbarer Einrichtung vorhanden war, und verwendete es nicht
nur dazu, um die oft ganz leer stehenden Quartiere auszustaffiren
und wohnlich zu machen, namentlich auch jedem Manne ein einiger—
naßen gutes Lager zu verschaffen, sondern die Kompagniewagen
brachten auch den Vorposten das Nöthige in ihre Stellungen, wenn
die Abenddämmerung kam. Später wurden sogar in den einzelnen
Feldwachen und Postenstellungen Inventarienverzeichnisse der dorthin
gebrachten Einrichtungen eingeführt, weil sonst Alles entweder
in andere Hände überging oder nur unnöthig hin- und her—
wanderte. Gar mancher Posten streckte sich auf einem schönen Pelze
oder einer Chaiselongue aus, während sein Auge durch die nahe
Schießlitze über das Vorgelände schweifte. Von selbst erwachte dann
der frische Soldatenhumor, wenn er solche Kontraste verwirklicht fand.
Auch die glückliche Unterlage für den Humor, ein guter Tropfen
zesunden Weines und, was der dentschen Kehle manchmal noch lieber
ist, gesunden Bieres, war vorhanden. Innerhalb der Kantonne—
ments des Regiments wurden mehrere große vermauerte Weinlager
entdeckt, besonders von dem III. Bataillon eines in Sèvres nahe
der Brücke, eine Lage freilich, welche die Bergung dieses Schatzes
recht schwierig machte. Der Wein mußte immer mit einiger Lebens—
gefahr geholt werden, da auch vom jenseitigen Ufer die Sachlage
bald entdeckt worden war und Jeder mit Schnellfeuer begrüßt
wurde, der sich diesem Schatze näherte. Dennoch besorgten sich die
Kompagnien Weinvorräthe von 20 bis 30 Fässern mit je 10001