Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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Dahinter lag in der Zündhäütchenfabrik, also an der Haupt— 
straße nach Versailles, ein viertes Bataillon. Im Schloß Meudon 
und in Sevres lag außerdem je eine Jäger-Kompagnie, und vom 
20. Oktober ab wurde das 11. Jäger-Bataillon überhaupt nach 
Sevres ins Quartier gelegt. Die drei dort liegenden Jäger— 
Kompagnien befanden sich hierdurch in stetem Alarmzustand. Zur 
Verstärkung des rechten Flügels endlich stand an der Ferme 
de Villebon hinter dem Walde von Meudon noch ein Bataillon. 
Große Vorsicht und stete gute Deckung der Vorposten waren 
bei der Nähe der feindlichen Stellung jenseits der Seine und vor 
dem Fort Issy immer nöthig. Zeigte sich nur eine Helmspitze über 
dem Niveau der allerdings überall angebrachten gedeckten Ver— 
bindungslinien, so feuerten die Franzosen entweder in heftigster 
Weise mit ihrem weittragenden Chassepot oder gar aus ihren 
Geschützen. Vielfach fuhren auch armirte Kanonenboote heran und 
suchten sich ihr Ziel aus nächster Entfernung, gottlob meist ohne 
eine Wirkung zu erzielen. Zur Abwehr dieser Versuche bildete man 
besondere Trupps, welche, mit Wallbüchsen ausgerüstet, dem Gegner 
wenigstens einigermaßen antworten konnten. Bei dem Regiment 
übernahm das Kommando eines solchen Detachements der Premier— 
lieutenant v. Wangenheim. 
Daß unter diesen Verhältnissen, und da noch außerdem täglich 
von der Division mindestens zwei Kompagnien zu den anstrengenden 
Straucharbeiten*) bei dem Ingenieurdepot im Walde von Verrières 
südlich Plessis Piquet zu stellen waren, für die Truppe diese ganze 
Zeit schwer genug wurde, ist klar. Die Periode der Gefechte und 
Bewegungen ist oft nicht so mühevoll, als eine solche Zeit der Ar— 
beit, Wachsamkeit und Entbehrung. Die Quartiere waren eng, in 
Villebon lagen die Truppen eigentlich im Freien. Die Verpflegung 
blieb knapp, wenn auch die Intendantur jetzt Hammelfleisch, etwas 
Brot und Konserven lieferte, ja namentlich die dem Regiment über— 
wiesenen Kartoffelfelder eine sehr gute und auskömmliche Ernte 
ergaben, und von einzelnen Offizieren, die dem edlen Weidwerk 
huldigten, manches Reh oder Kaninchen, mancher Fasan aus der Nähe 
der Villa d'Avray, des Schlosses St. Cloud und bei Versailles der 
gemeinsamen Tafel zugeführt wurde. Das nahe Versailles bot ja 
x*) Es mußten täglich 500 Sappeurkörbe, 300 Krönungs- und 200 Be— 
kleidungsfaschinen fertiggestellt werden.
	        
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