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o. Wartensleben zu dem neuen Regiment Prinz Philipp versetzt und
seine Kompagnie (1685) dem Obersten Graf Friedrich Wilhelm zu
Leiningen übergeben.
Das Jahr 1687 brachte wenigstens für einen Theil des Re—
ziments kriegerische Ereignisse, bei denen es seinen alten Ruhm
wieder bethätigen konnte. Ludwig XIV. von Frankreich hatte es
verstanden, dem deutschen Kaiser Leopold J. in seinem Rücken einen
Feind zu schaffen, der die österreichischen Erblande selbst bedrohte,
so daß er für den Widerstand am Rhein nur wenig thun konnte.
Während hier die räuberischen Züge der französischen Armeen trotz
des Widerstandes der einzelnen Reichsstände das Land immer mehr
und mehr in eine Wüste verwandelten, kämpften dort im Osten die
kaiserlichen Heere mit wechselndem Glücke gegen die Türken. Seit
dem 15. Juli 1684 betheiligte sich auch die Republik Venedig an
diesem Kriege, und Hessen-Cassel stellte 1687 wie andere Reichsstände
ein Regiment auf, welches auf Rechnung dieser reichen Republik mit
in den Krieg gegen die Ungläubigen zog. Das Leib-Regiment
stellte dazu drei seiner Kompagnien in der Stärke von im Ganzen
) Offizieren, 27 Unteroffizieren, 4 Spielleuten, 259 Ge—
reiten und Gemeinen.
Das neue Regiment trat in der Stärke von 1000 Köpfen*) in
Hersfeld Mitte April zusammen und erhielt zum Kommandeur den
Oberstlieutenant Dumont, einen sehr fähigen, energischen und beliebten
Offizier. Erst 36 Jahre alt, hatte derselbe sich in holländischen
Diensten schon mehrfach kriegerisch erprobt. Er führte das Regiment
während der ganzen Erpedition, ward 1688 Oberst und nahm 1704
als Generallieutenant den Abschied.
Die Ergänzung des Regiments war leicht gewesen, da sich als
überzählig viele junge oder thatenlustige Leute einreihen ließen, um
an dem das allgemeine Interesse in hohem Grade erregenden Zuge
cheilzunehmen. Mancher auf Halbsold gestellte Offizier und frühere
Unteroffizier bot sich an, und viele zogen freiwillig mit. Leider
sollten die Strapazen, Krankheiten und Verluste dennoch den späteren
Ersatz so schwer machen, daß im Jahre 1688 nur eigentlich noch
Trümmer des Regiments in die Heimath zurückkehrten. Von den
536 Offizieren, welche mitgezogen oder nachgeschickt waren, starben 10
*) Die nähere Zusammensetzung des Regiments, seines Offizierkorps und
der drei Kompagnien des Leib-Regiments vergl. Anlagen.