Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

30 
o. Wartensleben zu dem neuen Regiment Prinz Philipp versetzt und 
seine Kompagnie (1685) dem Obersten Graf Friedrich Wilhelm zu 
Leiningen übergeben. 
Das Jahr 1687 brachte wenigstens für einen Theil des Re— 
ziments kriegerische Ereignisse, bei denen es seinen alten Ruhm 
wieder bethätigen konnte. Ludwig XIV. von Frankreich hatte es 
verstanden, dem deutschen Kaiser Leopold J. in seinem Rücken einen 
Feind zu schaffen, der die österreichischen Erblande selbst bedrohte, 
so daß er für den Widerstand am Rhein nur wenig thun konnte. 
Während hier die räuberischen Züge der französischen Armeen trotz 
des Widerstandes der einzelnen Reichsstände das Land immer mehr 
und mehr in eine Wüste verwandelten, kämpften dort im Osten die 
kaiserlichen Heere mit wechselndem Glücke gegen die Türken. Seit 
dem 15. Juli 1684 betheiligte sich auch die Republik Venedig an 
diesem Kriege, und Hessen-Cassel stellte 1687 wie andere Reichsstände 
ein Regiment auf, welches auf Rechnung dieser reichen Republik mit 
in den Krieg gegen die Ungläubigen zog. Das Leib-Regiment 
stellte dazu drei seiner Kompagnien in der Stärke von im Ganzen 
) Offizieren, 27 Unteroffizieren, 4 Spielleuten, 259 Ge— 
reiten und Gemeinen. 
Das neue Regiment trat in der Stärke von 1000 Köpfen*) in 
Hersfeld Mitte April zusammen und erhielt zum Kommandeur den 
Oberstlieutenant Dumont, einen sehr fähigen, energischen und beliebten 
Offizier. Erst 36 Jahre alt, hatte derselbe sich in holländischen 
Diensten schon mehrfach kriegerisch erprobt. Er führte das Regiment 
während der ganzen Erpedition, ward 1688 Oberst und nahm 1704 
als Generallieutenant den Abschied. 
Die Ergänzung des Regiments war leicht gewesen, da sich als 
überzählig viele junge oder thatenlustige Leute einreihen ließen, um 
an dem das allgemeine Interesse in hohem Grade erregenden Zuge 
cheilzunehmen. Mancher auf Halbsold gestellte Offizier und frühere 
Unteroffizier bot sich an, und viele zogen freiwillig mit. Leider 
sollten die Strapazen, Krankheiten und Verluste dennoch den späteren 
Ersatz so schwer machen, daß im Jahre 1688 nur eigentlich noch 
Trümmer des Regiments in die Heimath zurückkehrten. Von den 
536 Offizieren, welche mitgezogen oder nachgeschickt waren, starben 10 
*) Die nähere Zusammensetzung des Regiments, seines Offizierkorps und 
der drei Kompagnien des Leib-Regiments vergl. Anlagen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.