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Der 70 mmeüber der Ebene liegende beherrschende Mont Mesly,
4/3 Km von dem Fort Charenton und 8 km von der Stadtumwallung
entfernt, war vom Feinde mit zahlreichen Batterie-Einschnitten versehen,
das Dorf Mesly und Bonneuil befestigt. Die Ferme de l'Hopital,
die Umgebung des Carrefour Pompadour und die rechts der Seine
iegenden Theile von Choisy le Roi waren ebenfalls mit Schützen—
gräben, Verhauen und Drahthindernissen zur Vertheidigung einge—
richtet. Endlich war die Linie Such — Limeil als Hauptvertheidigungs—
linie durch Geschützstände und Befestigung der Ortschaften verstärkt,
auch Villeneuve St. Georges als Brückenkopf eingerichtet.
Am 22. September rückten die Truppen des XI. Korps in ihre
Kantonnements ein. Das Regiment Nr. 80 kam nach Boissy St.
Léger, der Stab nach dem nahen Schloß Le Piple.“) So schön
und prachtvoll dieses lag und eingerichtet war — der Besitzer hatte
seine Dienerschaft und gesammte Einrichtung zurückgelassen —, so
armselig war das Dorf Boissy St. Léeger. Kein Mensch war
zurückgeblieben, die Häuser standen leer, und doch brach leider sehr
bald die vielleicht von Sedan her mitgebrachte Typhusseuche aus,
ohne daß die Kranken gebettet oder auch nur nothdürftig gepflegt
werden konnten. Die Bevölkerung hatte Alles mit weggeführt, selbst
das, was an Vieh und Nahrung vorhanden gewesen war, mancher
Kornschober war angezündet stehen gelassen und sandte noch schwer
ällige Rauchwolken gen Himmel, nur die Weinvorräthe waren da
umd zeugten von der Wohlhabenheit der Gegend. Unter diesen
Umständen fiel es auch der Intendantur schwer, Ersatz zu schaffen
und heranzuführen; die Kavallerie mußte auf weit hin ins Land
entsendet werden, um wenigstens Stroh, Heu und Hafer herbeizu—
schaffen. Erst nach und nach gelang es, den Markt wieder zu öffnen,
natürlich aber zu enorm hohen Preisen. Die Truppen lebten daher
schlecht, und ihre fast täglichen Eintreibungen selbst waren spärlich genug.
Die Stellung der Vorposten im Bereich der 21. Division war
an sich fest geuug. Der Mont Mesly im Verein mit dem Posten
von Carrefour Pompadour deckte die Front derselben in ansgezeich—
neter Weise, ein Vortheil, der sich bei einem größeren Gefechte am
30. September sogleich zeigte. Das Gefecht selbst bestand nur in
einem Scheinangriff der Franzosen gegen diese Stellung, während
x) Das Schloß gehörte dem Rivalen Rothschilds, dem Pariser Bankier
Baron Hottinger, dessen Frau eine geborene v. Bethmann aus Frankfurt a.M. war.