Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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Domes der Invaliden und des Pantheons, mit seiner dunklen 
Masse der Notre Dame, mit seinen unzähligen Schlössern und an— 
muthigen Villen, meilenweit ein prächtiger Garten und doch wieder 
an so vielen Stellen verwüstet und zerstört, es war jetzt abgeschlossen 
von der Außenwelt, und innen wüthete bereits die unvernünftige 
Masse des Volkes gegen die besitzenden Klassen. All die schönen 
Brücken, die die stolze Seine und Marne überspannten und den 
Verkehr nach allen Theilen des Landes vermittelt hatten, sie waren 
zerstört, die reizenden Waldstücke des Bois de Boulogne und Bois 
de Vincennes, sie waren abgeholzt, und bald da bald dort lagen 
neue Erdwerke, um die Vertheidigungsfront zu vervielfältigen und 
zu verstärken. Und wie viel Zerstörungen sollten noch die nächsten 
Monate bringen, was Alles davon der schönen Stadt selbst be— 
schieden sein! 
Schon waren allerdings (seit dem 19. August) unter den Ein— 
drücken der ersten Kämpfe Verhandlungen eingeleitet worden, sie 
hatten sich aber ebenso schnell an den übertriebenen Forderungen der 
Franzosen zerschlagen und waren nur benutzt worden, um die 
Pariser Bevölkerung zum weiteren Widerstand zu ermuthigen. 
Nun hatten alle Hände weiter gearbeitet, um die Vertheidigungs— 
anstalten zu vermehren und zu vervollständigen. Die vorhandenen, 
zum großen Theil der Flotte entlehnten Geschütze, oft von riesigen 
Dimensionen, waren in den Forts und auf der Stadtumwallung in 
Stellung gebracht worden, dort 1389 Stück, hier 805, und außerdem 
waren noch 433 Stück, die mit 460 Gespannen bewegt werden 
konnten, für das Vorgelände verfügbar. 
Die Besatzung selbst hatte man zuerst auf 167 500 Mann be— 
rechnet, jetzt waren bereits 300 000 Mann in Waffen, freilich zum 
großen Theil noch ungeübt, so zwar, daß selbst die Geschützbedienung 
sich erst allmählich unter massenhaftem und meist wirkungslosem 
Munitionsverbrauch einschießen mußte. 
Die Einschließungs-Armee selbst betrug demgegenüber im Anfang 
nur 150 000 Mann und 620 Geschütze, Belagerungsgeschütze fehlten 
gänzlich. Es konnte also vorerst nur darauf ankommen, die große 
Stadt nach außen abzuschließen und Durchbruchs- oder gar Entsatz⸗ 
versuche abzuhalten. Die Gefahr des Durchbruches war vielleicht 
nicht ganz so nahe, die Frage des Entsatzes von außen hatte aber 
so lange eine erhöhte Bedeutung, als die Zweite Armee noch bei 
Metz gefesselt war.
	        
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