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Domes der Invaliden und des Pantheons, mit seiner dunklen
Masse der Notre Dame, mit seinen unzähligen Schlössern und an—
muthigen Villen, meilenweit ein prächtiger Garten und doch wieder
an so vielen Stellen verwüstet und zerstört, es war jetzt abgeschlossen
von der Außenwelt, und innen wüthete bereits die unvernünftige
Masse des Volkes gegen die besitzenden Klassen. All die schönen
Brücken, die die stolze Seine und Marne überspannten und den
Verkehr nach allen Theilen des Landes vermittelt hatten, sie waren
zerstört, die reizenden Waldstücke des Bois de Boulogne und Bois
de Vincennes, sie waren abgeholzt, und bald da bald dort lagen
neue Erdwerke, um die Vertheidigungsfront zu vervielfältigen und
zu verstärken. Und wie viel Zerstörungen sollten noch die nächsten
Monate bringen, was Alles davon der schönen Stadt selbst be—
schieden sein!
Schon waren allerdings (seit dem 19. August) unter den Ein—
drücken der ersten Kämpfe Verhandlungen eingeleitet worden, sie
hatten sich aber ebenso schnell an den übertriebenen Forderungen der
Franzosen zerschlagen und waren nur benutzt worden, um die
Pariser Bevölkerung zum weiteren Widerstand zu ermuthigen.
Nun hatten alle Hände weiter gearbeitet, um die Vertheidigungs—
anstalten zu vermehren und zu vervollständigen. Die vorhandenen,
zum großen Theil der Flotte entlehnten Geschütze, oft von riesigen
Dimensionen, waren in den Forts und auf der Stadtumwallung in
Stellung gebracht worden, dort 1389 Stück, hier 805, und außerdem
waren noch 433 Stück, die mit 460 Gespannen bewegt werden
konnten, für das Vorgelände verfügbar.
Die Besatzung selbst hatte man zuerst auf 167 500 Mann be—
rechnet, jetzt waren bereits 300 000 Mann in Waffen, freilich zum
großen Theil noch ungeübt, so zwar, daß selbst die Geschützbedienung
sich erst allmählich unter massenhaftem und meist wirkungslosem
Munitionsverbrauch einschießen mußte.
Die Einschließungs-Armee selbst betrug demgegenüber im Anfang
nur 150 000 Mann und 620 Geschütze, Belagerungsgeschütze fehlten
gänzlich. Es konnte also vorerst nur darauf ankommen, die große
Stadt nach außen abzuschließen und Durchbruchs- oder gar Entsatz⸗
versuche abzuhalten. Die Gefahr des Durchbruches war vielleicht
nicht ganz so nahe, die Frage des Entsatzes von außen hatte aber
so lange eine erhöhte Bedeutung, als die Zweite Armee noch bei
Metz gefesselt war.