Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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Wanderung, und mancher Tropfen echten Champagners mußte die— 
jenigen über die Entbehrungen hinwegtrösten, welche sie bis zur 
Erreichung dieses Zieles überstanden hatten. Mitten in solchen 
Genüssen traf der erste Ersatztransport für das Regiment ein, 
f* Offiziere, 280 Mann stark. Die Offiziere waren Hauptmann 
Graf Schlieffen, Premierlieutenant v. Loßberq, Sekondlieutenants 
o. Kutzleben und v. Ende II. 
Wir unterbrechen hier den Bericht und kehren zurück zu den 
5 Kompagnien, welche zum Transport der französischen Gefangenen 
kommandirt worden waren. 
Die 2. und 10. Kompagnie unter Hauptmann v. Verschuer, 
oerstärkt durch eine halbe Eskadron des 6. Ulanen-Regiments, hatten 
2200 Gefangene nach Etain zu eskortiren. Von da sollten sie der 
Einschließungs-Armee von Metz zum Weitertransport überliefert 
werden. Es waren an sich drei tüchtige Märsche; am 9. September 
rückte man um 4 Uhr morgens aus, um 51/0 Uhr nachmittags in 
Monzay anzukommen, am 11. September gelangte die Kolonne bis 
Damvillers, am 12. September nach Etain und dann nach Boinville. 
Dazu kam die Mühe, die man mit den Gefangenen hatte. Die— 
selben waren zum Theil matt und schwach, die Artilleristen und 
Kavalleristen des anhaltenden Marschirens ungewohnt, zum Theil 
auch widerwillig. Es mußte vielfach mit Strenge und Rücksichts— 
losigkeit vorgegangen werden. Hauptmann v. Verschuer ließ sogar 
einmal, als Alles nichts half und einzelne Gefangene ausbrachen 
und davonliefen, feuern. Hatte man dann fast den ganzen Tag 
die Gefangenen gleich einer Heerde fortgetrieben, so mußten sie 
während der Nacht auch scharf bewacht bleiben. Jedermann war 
froh, als in Etain ihre Uebergabe an Truppen der Zweiten Armee 
erfolgte. 
Der nun beginnende Weitermarsch nach Paris entschädigte 
freilich für diese Strapazen reichlich. Es begann eine so schöne Art 
Fußreise, wie sie kaum erhofft war. Den Krieg glaubte ein Jeder 
beendet, und kaum störten die Spuren des Franktireurwesens, die sich 
schon überall zeigten. Die Kompagnien, so sehr isolirt sie hier zu sein 
schienen, hatten noch nicht unmittelbar darunter zu leiden, ja die 
Quartierwirthe waren meist recht freundlich, und als in Brécy en Brie 
bei einem Brande von der Mannschaft wacker beim Löschen mit— 
geholfen wurde, stattete der Maire des Ortes seinen Dank in so 
angenehmer Form ab, daß beide Theile zufrieden sein konnten.
	        
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