Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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standen und zur Sicherung gegen spätere Beanspruchungen noch einen 
besonderen Beglaubigungsschein erhielten. Man schaffte die kranken 
und verwundeten Pferde in die Maas und erschoß sie auch, aber 
nun stauten sich wieder die vielen Kadaver an der gegen Mezioeres 
zu liegenden Kettenbrücke, und man mußte schließlich Bauern an— 
stellen, um die Kadaver herausziehen, vergraben oder verbrennen 
zu lassen. 
Wie in dieser Beziehung, so war auch sonst der ziemlich lange 
dauernde Aufenthalt des Regiments in der Nähe des riesenhaften 
Schlachtfeldes mit Gefahren verbunden, die ein Laie nicht gleich sah. 
Die Aerzte machten freilich sehr bald auf diese Gefahren, auf die 
Möglichkeit aufmerksam, daß der Typhus ausbrechen könne, und 
sorgten für rechtzeitige Vorkehrungen dagegen. Es brach auch wirk— 
lich am 5. September in einem dem Regiment gehörigen Kan— 
onnement in Vrigne aux bois jene unheilvolle Seuche aus, es gelang 
jedoch, durch sofortige Isolirung der Erkrankten weiteres Unheil zu 
oerhüten.“) Sehr wichtig erschien eine gute Ernährung der Truppen, 
aber gerade sie hatte viel Schwierigkeit. Nur an einzelnen Stellen 
and sich noch mehr als man erwartet; im Allgemeinen war Alles 
aufgezehrt bis auf das letzte Körnchen, und die abziehenden Truppen 
hatten noch das Wenige fortgenommen, was an Vieh vorhanden 
gewesen war. Und doch mußte für die Zurückbleibenden noch für 
etwa sieben Tage Fleisch beschafft werden. Auch der unter solchen Ver— 
hältnissen doppelt so werthvolle Wein fehlte vielfach. Die Stadt 
Sedan konnte für sich selbst, da sie ein kleiner, elender Ort war, 
nur wenig leisten. 
Ein Hauptmittel in sanitärer Beziehung blieb jedoch übrig: die 
Thätigkeit. Es wurde höheren Ortes angeordnet, daß die Truppen, 
wenn sie nicht durch Arbeiten in Sedan oder Kommandos beschäftigt 
seien, exerziren sollten, und so spielten sich hier einige Tage ganz so 
ab, als wenn der tiefste Frieden herrschte. Ein glückliches Idyll 
nach solchen Erlebnissen. 
Bis zum 10. September blieb das Regiment hier vereinigt 
und diente zur Abschließung der noch nicht weggeführten Franzosen.** 
*) Bei dem J. bayerischen Korps breitete sich die Seuche leider in er— 
schreckender Weise aus. Das Korps hatte bis Mitte Oktober 1600 Mann da— 
durch eingebüßt, und erst der Bewegungskrieg bei Orléans befreite es davon. 
*x) Die während der Schlacht gefangen genommenen Franzosen wurden bis 
zum 5. September nach Pont à Mousson gebracht, dann folgten vom 5. bis 
Geschichte des Füs. Regts. von Gersdorff (Hess.) Nr. 80. 2
	        
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