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standen und zur Sicherung gegen spätere Beanspruchungen noch einen
besonderen Beglaubigungsschein erhielten. Man schaffte die kranken
und verwundeten Pferde in die Maas und erschoß sie auch, aber
nun stauten sich wieder die vielen Kadaver an der gegen Mezioeres
zu liegenden Kettenbrücke, und man mußte schließlich Bauern an—
stellen, um die Kadaver herausziehen, vergraben oder verbrennen
zu lassen.
Wie in dieser Beziehung, so war auch sonst der ziemlich lange
dauernde Aufenthalt des Regiments in der Nähe des riesenhaften
Schlachtfeldes mit Gefahren verbunden, die ein Laie nicht gleich sah.
Die Aerzte machten freilich sehr bald auf diese Gefahren, auf die
Möglichkeit aufmerksam, daß der Typhus ausbrechen könne, und
sorgten für rechtzeitige Vorkehrungen dagegen. Es brach auch wirk—
lich am 5. September in einem dem Regiment gehörigen Kan—
onnement in Vrigne aux bois jene unheilvolle Seuche aus, es gelang
jedoch, durch sofortige Isolirung der Erkrankten weiteres Unheil zu
oerhüten.“) Sehr wichtig erschien eine gute Ernährung der Truppen,
aber gerade sie hatte viel Schwierigkeit. Nur an einzelnen Stellen
and sich noch mehr als man erwartet; im Allgemeinen war Alles
aufgezehrt bis auf das letzte Körnchen, und die abziehenden Truppen
hatten noch das Wenige fortgenommen, was an Vieh vorhanden
gewesen war. Und doch mußte für die Zurückbleibenden noch für
etwa sieben Tage Fleisch beschafft werden. Auch der unter solchen Ver—
hältnissen doppelt so werthvolle Wein fehlte vielfach. Die Stadt
Sedan konnte für sich selbst, da sie ein kleiner, elender Ort war,
nur wenig leisten.
Ein Hauptmittel in sanitärer Beziehung blieb jedoch übrig: die
Thätigkeit. Es wurde höheren Ortes angeordnet, daß die Truppen,
wenn sie nicht durch Arbeiten in Sedan oder Kommandos beschäftigt
seien, exerziren sollten, und so spielten sich hier einige Tage ganz so
ab, als wenn der tiefste Frieden herrschte. Ein glückliches Idyll
nach solchen Erlebnissen.
Bis zum 10. September blieb das Regiment hier vereinigt
und diente zur Abschließung der noch nicht weggeführten Franzosen.**
*) Bei dem J. bayerischen Korps breitete sich die Seuche leider in er—
schreckender Weise aus. Das Korps hatte bis Mitte Oktober 1600 Mann da—
durch eingebüßt, und erst der Bewegungskrieg bei Orléans befreite es davon.
*x) Die während der Schlacht gefangen genommenen Franzosen wurden bis
zum 5. September nach Pont à Mousson gebracht, dann folgten vom 5. bis
Geschichte des Füs. Regts. von Gersdorff (Hess.) Nr. 80. 2