Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

— 480 
Eine halbe Eskadron 1. Leib-Husaren-Regiments vorauf, dann zwei 
oder drei Wagen, zuerst derjenige des Kaisers, dahinter 6 bis 8 
französische Generale, die Dienerschaft, die Effekten. Wohl stürzten 
die Mannschaften von allen Seiten neugierig an den Weg heran, 
um den Mann, der vor Kurzem noch so viele Tausende beherrscht und 
in Europa das große Wort geführt hatte, zu sehen. Doch kein Aus— 
bruch der Leidenschaft, des Hasses oder der Verachtung folgte. 
Stumm hielt Jeder inne, — fast mitleidig ließ man die gebeugte 
Gestalt des neben dem preußischen General v. Boyen in die rechte 
Ecke des Wagenfonds gedrückten Kaisers vorüberziehen. Das war 
die deutsche Rache. Gott hatte gerichtet, den Menschen blieb nur 
das Mitleiden, die Achtung vor dem Unglück übrig. 
Wie so anders dachte und handelte das eigene französische Volk! 
Welch neues Unglück beschwor es auf das Land hernieder, weil es 
auders als wir empfand! 
Fünfzehntes Kapitel. 
NPach und vor Paris. 
Wahrend die Dritte Armee mit der Maas-Armee zusammen 
aach dem Siege bei Sedan sehr bald den Vormarsch auf Paris fort— 
setzte, um die französische Hauptstadt, wenn nöthig, einzuschließen, 
war das XI. und J. bayerische Armeekorps mit der 4. Kavallerie— 
Division dazu bestimmt worden, den Transport der bei Sedan ge— 
fangenen französischen Armee nach Deutschland durchzuführen. Die 
französischen Truppen selbst waren auf die Halbinsel Iges gebracht 
worden, wo sie zum Theil in recht thörichter Weise sich die Zeit mit 
allerhand Kurzweil vertrieben, Wettrennen abhielten und anderen 
Sport trieben. Sie hatten auch wohl genug zu leben, da der 
Kommandant von Meziores sich dazu erboten hatte, die Verpflegung 
heranzuführen. Nur die vielen Tausende von Pferden, die auf jener 
Halbinsel frei herumlaufen mußten, fanden sehr bald kein Futter 
mehr, fraßen sich erst gegenseiitg Mähne und Schwanz ab und ver— 
endeten auch vielfach. Man suchte sich ihrer schließlich auf alle Weise 
zu entledigen und hielt große Auktionen ab, bei denen die fran— 
zösischen Bauern die schönsten Geschirre für 20 bis 30 Franks er—
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.