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Der Angriff deutscherseits erfolgte derartig, daß die Maas—
Armee mit dem II. bayerischen Korps zusammen die Fronten des
12. und 1. französischen Korps anfaßte, während die Dritte Armee von
Nordwesten her mit dem 1X. und V. Korps gegen die Front des
7. Korps einschwenken sollte. Die württembergische Division wurde
vorläufig als Reserve zurückgehalten. Es blieb dann nur eine Lücke
zwischen dem rechten Flügel der Maas-Armee (Gardekorps) und
dem linken der Dritten Armee (V. Korps) von 1 bis 2 km Breite,
dieselbe ließ aber nur den Weg frei zu der belgischen Grenze, eine
Wahl, welche keine Wahl war.
Die Schlacht von Sedan war nur für die Maas-Armee und
namentlich für ihre zuerst angreifenden Theile, die Bayern und
Sachsen, ein schwerer Kampf, für die zwei Korps der Dritten Armee
aber eigentlich nur die Ernte der Mühen, Entbehrungen und
Kämpfe, die sie vordem erlebt hatten. Nur einzelne Theile traten
in ein ernsteres Gefecht ein, die anderen blieben mehr oder weniger
Zuschauer des gewaltigen Ringens zu ihren Füßen, des großartigsten
Geschützkampfes der Neuzeit, welches an sich schon alle Hoffnungen
und wiederholten verzweifelten Anstrengungen der eingeschlossenen
französischen Armee vernichtete.
General v. Gersdorff hatte bereits am Vorabend, als die
Avantgarde der 21. Division sich Cheveuges näherte, gegen von
Mezidres heranfahrende Eisenbahnzüge eine Batterie vorziehen und
feuern lassen. Die Avantgarde der Division hatte Donchery besehen
müssen, während das Gros nördlich Cheveuges Stellung nahm.
Leider war die 22. Division noch nicht heran, sonst wäre General
o. Gersdorff schon diesen Tag mit dem ganzen Korps auf das
nördliche Maas-Ufer übergegangen. Nun ließ er unterhalb Donchery
noch eine Pontonbrücke schlagen und bereitete auch sonst Alles zum
schnellsten Uebergange vor. Die 22. Division traf gegen 9 Uhr
abends auch ein. Um Mitternacht kam Befehl zum Uebergange,
General v. Gersdorff diktirte sofort den seinigen, wobei er noch
besonders befahl, den Truppen so viel Zeit zu gönnen, daß sie Kaffee
kochen könnten. Mit dem an denselben Uebergang verwiesenen
V. Korps wurde die Art desselben genau vereinbart, und zwar
sollten, wie dies schon mehrfach mit gutem Erfolge geschehen war,
alle Truppen, sobald sie an der Uebergangsstelle antrafen, sofort
übergehen ohne Unterschied ihrer Reihenfolge in der Ordre de
Bataille und ohne Unterschied des Korpsverbandes. Die richtige