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Donchery ab und bezog etwa um 6 Uhr abends an der das ganze
Maas-Thal weithin beherrschenden Höhe nördlich Cheveuges und bei
diesem Dorfe ihr Biwak. Jenseits bei Sedan konnte man die ein—
zelnen Lager der Franzosen ganz deutlich unterscheiden. Dort fehlte
es an Allem, was zur Ernährung und Erholung der Truppen nöthig
und möglich gewesen wäre; die allgemeine Kopflosigkeit, welche seit
Chalons herrschte, hatte alle Maßregeln dafür verhindert. Es war
kein Wunder, daß sich hier zum ersten Male französische Soldaten
einzeln oder in kleinen Trupps ohne Waffen bei den deutschen Vor—
posten einfanden und gefangen gaben.
Leider fehlte es aber auch unseren Truppen am Allernöthigsten.
Die eiserne Portion wurde verbraucht, die Leute gruben sich Kartoffeln
aus, obwohl dieselben noch nicht reif waren, und brieten sie bei
spärlichsten Feuer. Trotzdem freilich blieb man guten Muthes,
und als der Kronprinz die Biwaks beritt, antworteten ihm die
Leute überall, sie hätten genug zu essen. Wahrlich, ein Zeichen, welch
guter Geist unter ihnen herrschte.
Am Tage von Beaumont hatten sich die französischen Korps
mit Ausnahme des dort kämpfenden 5. Korps unbeschädigt über die
Maas abziehen können, das 7. von Stonne aus gerade nordwärts
nach Sedan selbst, das 1. und 12. Korps über Remilly, Douzy und
Carignan. Die Armee hatte sich nun mit dem 12. Korps von der
Festung bezw. Maas aus auf den Höhen zwischen Balan —Bazeilles —
le Moncelle aufgestellt, mit dem 1. Korps links davon vom Fort
de Givonne bis Daigny, mit dem 7. Korps von dem Bois de la
Garenne bis zu der Maas-Schleife von Iges, bezw. wieder bis zu
der Festung. Das 5. Korps stand in Reserve auf dem alten ver—
schanzten Lager nordöstlich der Festung. Der Oberbefehl über dieses
Korps war General de Failly abgenommen und dem eben einge—
troffenen alten General Wimpffen übertragen worden.
Die Stellungen, wie sie hier angedeutet wurden, hatte man
durch Schützengräben, Batterieeinschnitte u. A. m. verstärkt. Unter
den Truppen herrschte große Muthlosigkeit, ja vielfach auch Ver—
zweiflung. Am Tage der Entscheidung haben sie sich jedoch ganz
außerordentlich brav geschlagen.