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Oberleitung anvertraut worden waren, das 1., 5. und 7. Korps.
Sie hatten sich gegen Chalons sur Marne abgezogen, um sich mit
dem noch unvollendeten 12. Korps (Lebrun) zu vereinigen. Es
galt nun vor Allem, diese feindlichen Streitkräfte aufzusuchen, und
so traf am 21. August abends beim Oberkommando der Dritten
Armee eine Weisung ein, daß diese im Verein mit einer unter dem
Kronprinzen Albert von Sachsen neugebildeten Armee (Garde,
IV. und XII. RKöniglich sächsisches] Korps) den Vormarsch auf
Chalons sur Marne bezw. Paris fortsetzen solle. Das Große Haupt—
quartier wollte sich diesem Vormarsche anschließen.
Da die neugebildete sogenannte Maas-Armee noch weit zurück—
stand, so wurde, wie schon gesagt, auch der 22. August zum Ruhetag
für die Korps der Dritten Armee bestimmt und erst am 23. August
weiter marschirt.
Die Dritte Armee selbst hatte noch wenig zuverlässige Nach—
richten von der Armee des Marschalls Mac Mahon. Die weit vor—
geschobene Kavallerie, jetzt neben der 4. auch die neu eingetroffene
2. Kavallerie⸗Division, hatte nur festgestellt; daß sich starke Truppen—
massen unter Mac Mahon bei Chalons sur Marne sammelten.
Im Großen Hauptquartier Seiner Majestät war man dagegen
schon am 23. August davon unterrichtet, daß Marschall Mac Mahon
von Chalons sur Marne nach Reims abziehe. Am 24. August er—
schien der König mit General v. Moltke in dem Hauptquartier des
Kronprinzen, um daraufhin die Lage zu besprechen, und während
durch eine Meldung der 4. Kavallerie-Division noch die Nachricht
von der Räumung des Lagers von Chälons sur Marne bestätigt
wurde, erfolgte am 25. August spät nachts die Mittheilung des
Generals v. Moltke, daß Mac Mahon anscheinend auch bei Reims
nicht bleibe, sondern sich nach Nordosten wende. Was seine eigent—
liche Absicht sei, konnte nicht errathen werden, die Dritte Armee
hatte aber schon ihre Korps mehr nach dem rechten Flügel zusammen—
ziehen müssen, und nun wurden die zwei bayerischen Korps direkt
dem Großen Hauptquartiere unterstellt, um zu dem etwa nöthig
werdenden Rechtsabmarsch freiere Hand zu haben. Der Kronprinz
hielt es bei der Nähe des Königlichen Hauptquartiers für wichtig,
dorthin zu eilen, und begab sich noch am 26. August mittags nach
Bar le Duc.
Wie nach dem eben Gesagten für die obere Führung jetzt eine
Zeit ununterbrochener Spannung eintrat, so sehr hatten auch die
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Geschichte des Füs. Regts. von Gersdorff (Hess.) Nr. 80.