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das hessische Lager vorrückten, sahen sie sich getäuscht: General Geiso
hatte seine Truppen aus dem Lager herausgezogen und schritt zum
Angriff gegen die von Hülchrath her debouchirenden feindlichen
Kolonnen, ehe diese zum Aufmarsch gelangten. Der Kampf dauerte
von 5 Uhr vormittags bis 10 Uhr vormittags und endete mit der
völligen Auflösung der Lamboyschen Truppen. Die nähere Be—
theiligung der einzelnen Truppentheile an diesem Kampfe ist un—
bekannt.
Zweites Kapitel.
Zur Zeik der Raubkriege Tudwigs XIV. von
FJrankreich.
Zug nach Morea.
Mit an erster Stelle hatte im Dreißigjährigen Kriege Hessen
Wunden empfangen. Brach lagen die einst von fleißiger Hand bewirth—
schafteten Felder und Wiesen, verheert und verkommen die üppigen
Fluren. Nur wenige verstreute Ansiedelungen ersetzten die vordem
flark bevölkerten Dörfer und Flecken, und noch lange befriedigte ein
zusammengelaufenes Gesindel seine zur Gewohnheit gewordene Raub⸗
lust dort, wo der Bauer selbst nur das Nothwendigste zu seinem
Leben übrig hatte. Auch die Städte und Städtchen, ehedem mit
hoher und fester Mauer gegen Friedensbruch gesichert und von
starker Söldnerschar vertheidigt, auch sie waren zum großen Theil
wenig mehr als schlechte Flecken und Dörfer und zum Handel und
Wandel auf Jahrzehnte nicht mehr fähig.
Dennoch hatte die Weisheit, Energie und zielbewußte Fürsorge
seiner Fürsten gerade hier von dem Lande den völligen Ruin fern—
gehalten. Namentlich die kluge Landgräfin Amelia Elisabeth und ihr
Sohn, dem sie 1650 die Regierung übergab, Wilhelm VI. genannt
der Weise, hatten es verstanden, die Bevölkerung wieder aufzurichten.
Auch als Wilhelm VIJ. 1663 starb und seine geistvolle Gemahlin
Hedwig Sophie, die Tochter des Kurfürsten Georg Wilhelm von
Brandenburg, die Vormundschaft zuerst für seinen Sohn Wilhelm,
dann, nach dessen frühzeitigem Tode, für seinen Bruder Karl führte.